Counter-Notification bei YouTube

Stellen Sie sich vor, Sie laden ein mühsam produziertes YouTube-Video hoch – nur um wenige Stunden später die ernüchternde Nachricht zu erhalten: „Dieses Video wurde aufgrund einer Urheberrechtsbeschwerde entfernt.“ Für viele Content Creator, Agenturen und Unternehmen ist dieser Satz ein Albtraum. Und leider keine Seltenheit. In der digitalen Welt von heute kann eine falsche Urheberrechtsmeldung nicht nur Reichweite und Sichtbarkeit kosten, sondern im schlimmsten Fall die Existenz gefährden – sei es durch Monetarisierungsverluste, Abonnentenrückgang oder einen drohenden Kanalstrike.
Doch was viele nicht wissen: Gegen unrechtmäßige Sperrungen kann man sich wehren. Und genau hier kommt die „Counter-Notification“ ins Spiel – ein rechtliches Mittel, das die Plattform YouTube ihren Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung stellt. Mit einer solchen Gegenanzeige können Betroffene die Wiederherstellung ihres Videos erreichen, wenn sie zu Unrecht beschuldigt wurden, fremdes Urheberrecht verletzt zu haben.
Die Counter-Notification ist dabei kein formloses „Widerspruchsformular“, sondern ein rechtlich relevantes Dokument. Wer es nutzt, gibt eine verbindliche Erklärung ab – mit allen Chancen und Risiken. Es geht um mehr als nur ein gesperrtes Video: Es geht um die eigene Rechtsposition, um den Eingriff in die Meinungsfreiheit und nicht zuletzt um die Frage: Wer entscheidet eigentlich, was im Netz gezeigt werden darf – und was nicht?
In diesem Beitrag erklären wir Ihnen:
- was eine Counter-Notification genau ist,
- wie der rechtliche Hintergrund aussieht,
- wann sich eine Gegenanzeige lohnt,
- wie Sie Schritt für Schritt vorgehen,
- welche Fehler Sie vermeiden sollten
- und welche Rechtsprechung besonders relevant ist.
Dieser Artikel richtet sich an:
- Content Creator, deren Videos gesperrt wurden, obwohl sie rechtmäßig handeln,
- Agenturen und Social Media Manager, die Kanäle für Dritte verwalten,
- Unternehmen, die auf YouTube Inhalte veröffentlichen,
- und juristisch Interessierte, die den Mechanismus hinter dem YouTube-Takedown-System verstehen wollen.
Denn eines ist klar: In einer Zeit, in der immer mehr Kommunikation über Plattformen wie YouTube stattfindet, wird auch das Wissen um die Gegenmittel bei ungerechtfertigter Zensur immer wichtiger.
Der rechtliche Rahmen von Urheberrechtsverletzungen auf YouTube
Was passiert bei einer Urheberrechtsbeschwerde auf YouTube?
Die Gegenanzeige („Counter-Notification“) – Definition und Zweck
Wann ist eine Gegenanzeige sinnvoll?
So funktioniert die Counter-Notification auf YouTube
YouTubes Reaktion auf die Gegenanzeige
Risiken der Counter-Notification – das sollten Sie wissen
Empfehlungen für YouTuber und Unternehmen
Fazit
FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Counter-Notification bei YouTube
Der rechtliche Rahmen von Urheberrechtsverletzungen auf YouTube
YouTube ist mehr als nur eine Plattform für Unterhaltung – es ist ein zentraler Schauplatz für urheberrechtliche Auseinandersetzungen. Denn wo Millionen von Nutzern Inhalte hochladen, treffen automatisch private Kreativität und rechtlich geschützte Werke aufeinander. Wer das Urheberrecht verletzt, muss mit ernsthaften Konsequenzen rechnen. Doch auch das Gegenteil kommt vor: falsche oder missbräuchliche Urheberrechtsbeschwerden. Um zu verstehen, wie YouTube in solchen Fällen reagiert – und warum eine Counter-Notification überhaupt möglich ist – lohnt sich ein Blick auf die rechtlichen Grundlagen.
§ 97 UrhG: Zentrale Anspruchsgrundlage bei Urheberrechtsverletzungen
In Deutschland schützt das Urheberrechtsgesetz (UrhG) die Rechte von Urhebern und Rechteinhabern. Wird ein Werk (z. B. Musik, Film, Text, Grafik) ohne Erlaubnis genutzt, kommt vor allem § 97 UrhG ins Spiel. Er erlaubt es dem Rechteinhaber, zivilrechtlich vorzugehen – mit Unterlassungs-, Beseitigungs-, Auskunfts- und Schadensersatzansprüchen.
§ 97 Abs. 1 UrhG erlaubt die Geltendmachung eines Unterlassungsanspruchs – also z. B. das Sperren eines Videos.
§ 97 Abs. 2 UrhG regelt den Schadensersatzanspruch.
Doch: Diese Ansprüche setzen voraus, dass tatsächlich eine Rechtsverletzung vorliegt – und das ist oft nicht eindeutig. In der Praxis melden Nutzer daher manchmal fälschlicherweise eine Urheberrechtsverletzung – aus Unwissenheit, strategischem Kalkül oder Missbrauch. Genau hier kommt der internationale Rahmen ins Spiel.
Der DMCA: Warum US-Recht auf YouTube eine zentrale Rolle spielt
Auch wenn YouTube in Deutschland genutzt wird, unterliegt die Plattform dem US-Recht, insbesondere dem Digital Millennium Copyright Act (DMCA). Warum? Weil Google LLC (YouTube) seinen Sitz in den USA hat – konkret in Kalifornien. Das heißt: Wer Inhalte auf YouTube hochlädt, akzeptiert die Nutzungsbedingungen und damit auch, dass DMCA-Verfahren gelten.
Der DMCA regelt unter anderem das „Notice-and-Takedown“-Verfahren:
- Der Rechteinhaber meldet eine angebliche Urheberrechtsverletzung (Notice).
- YouTube entfernt daraufhin das betreffende Video.
- Der Nutzer hat nun die Möglichkeit, eine Counter-Notification abzugeben.
- Der Rechteinhaber muss innerhalb von 10 bis 14 Werktagen Klage erheben – andernfalls wird das Video wiederhergestellt.
Der DMCA ist damit Grundlage und Voraussetzung für die Gegenanzeige – auch wenn sich der betroffene Creator in Deutschland befindet.
YouTube als Plattformbetreiber: Die Rolle des Host-Providers
Nach deutschem Recht ist YouTube als sogenannter Host-Provider ein mittelbarer Störer (vgl. BGH, Urteil v. 25.10.2011 – VI ZR 93/10, „Blog-Eintrag“). Das bedeutet: Solange die Plattform keine Kenntnis von einer konkreten Rechtsverletzung hat, haftet sie nicht automatisch. Wird sie aber durch eine „Notice“ auf eine mögliche Verletzung aufmerksam gemacht, muss sie unverzüglich handeln, um nicht selbst in die Haftung zu geraten.
In diesem Spannungsfeld steht YouTube:
- Auf der einen Seite: die Pflicht zur Sperrung rechtswidriger Inhalte.
- Auf der anderen Seite: der Schutz der Nutzerrechte und der Meinungsfreiheit.
Dieses Hinweis- und Sperrverfahren hat sich weltweit etabliert – nicht zuletzt, weil es Plattformbetreibern wie YouTube eine Haftungsprivilegierung einräumt (§ 10 TMG bzw. Art. 14 E-Commerce-Richtlinie). Aber: Automatische Sperrungen ohne Prüfung können zu Fehlentscheidungen und Missbrauch führen.
Hinweis- und Sperrverfahren (Notice-and-Takedown) in der Praxis
YouTube nutzt ein zweistufiges Verfahren, das im Kern auf dem DMCA basiert:
- Notice:
Ein Rechteinhaber meldet eine Verletzung über ein Formular oder Content-ID-System. Wird die Meldung als plausibel eingestuft, wird das Video gesperrt. - Counter-Notification:
Der betroffene Nutzer kann innerhalb einer bestimmten Frist eine Gegendarstellung abgeben – inklusive der Bereitschaft, sich ggf. vor einem US-Gericht zu verteidigen. Die Plattform informiert den Rechteinhaber und gibt ihm 10–14 Werktage Zeit, gerichtlich gegen den Nutzer vorzugehen.
Ohne gerichtliches Vorgehen wird das Video wiederhergestellt.
Fazit dieses Abschnitts:
Das Zusammenspiel von deutschem Urheberrecht, US-amerikanischem DMCA und YouTubes Plattformmechanismen ist komplex, aber entscheidend. Wer auf YouTube Inhalte veröffentlicht oder verwaltet, muss verstehen, wie Sperrungen rechtlich zustande kommen – und warum die Counter-Notification ein scharfes Schwert sein kann, wenn sie richtig eingesetzt wird.
Was passiert bei einer Urheberrechtsbeschwerde auf YouTube?
Wer regelmäßig auf YouTube Inhalte veröffentlicht, kennt die Angst vor einem plötzlichen „Takedown“: Das eigene Video ist verschwunden – ohne Vorwarnung, mit dem Vermerk, dass es wegen einer Urheberrechtsverletzung entfernt wurde. Doch wie läuft eine solche Beschwerde konkret ab? Welche Folgen hat sie – und welche Pflichten treffen YouTube dabei?
Der Ablauf einer Urheberrechtsmeldung
Das sogenannte „Notice-and-Takedown“-Verfahren beginnt immer mit einem Hinweis – also einer Urheberrechtsbeschwerde, die über das offizielle Formular von YouTube oder über das automatisierte Content-ID-System eingereicht wird.
Der Ablauf sieht in der Praxis wie folgt aus:
- Ein Rechteinhaber (z. B. Musiker, Filmverleih, Agentur) erkennt sein Werk in einem hochgeladenen Video und meldet dies YouTube.
- Der Beschwerdeführer muss seine Rechte glaubhaft machen, d. h. Urheber oder berechtigter Lizenznehmer sein.
- YouTube entfernt das betroffene Video in der Regel sofort, ohne vorherige Anhörung des Uploaders – es gilt die Devise: „Im Zweifel für den Schutz.“
- Der Uploader wird informiert – und erhält die Möglichkeit, über das Formular eine Gegenanzeige (Counter-Notification) zu stellen.
In vielen Fällen geschieht dieser Ablauf vollautomatisiert – besonders wenn Content-ID-Systeme im Hintergrund arbeiten. Fehler sind dadurch keine Seltenheit.
Welche Folgen hat eine Sperrung?
Ein Urheberrechts-Takedown auf YouTube kann dramatische Konsequenzen haben – sowohl juristisch als auch wirtschaftlich. Insbesondere für Content Creator, die mit der Plattform Geld verdienen oder auf organische Reichweite angewiesen sind, kann jede einzelne Sperre eine echte Bedrohung darstellen.
1. Strikes: Die virtuelle Abmahnung
Jede bestätigte Urheberrechtsverletzung führt zu einem sogenannten „Copyright Strike“. Dieses System funktioniert wie ein Drei-Stufen-Modell:
- 1. Strike: Warnung, eingeschränkte Funktionen (z. B. Livestreams deaktiviert).
- 2. Strike: 2 Wochen Upload-Sperre.
- 3. Strike: Kanal wird dauerhaft gelöscht.
Strikes verfallen nach 90 Tagen, wenn kein weiterer hinzukommt. Doch wer regelmäßig betroffen ist, gerät schnell in Gefahr, dauerhaft von der Plattform verbannt zu werden.
2. Monetarisierungsverluste: Geld ist sofort weg
Sobald ein Video gesperrt wird, entfällt die Monetarisierung. Für YouTuber, die über AdSense, Sponsoring oder Kanalmitgliedschaften Einnahmen generieren, kann ein falsch gemeldeter Takedown direkt finanzielle Verluste verursachen. Besonders problematisch: Einnahmen können nicht rückwirkend kompensiert werden – selbst wenn das Video später wiederhergestellt wird.
3. Auswirkungen auf Reichweite und Kanalstatus
YouTube bewertet die Verlässlichkeit eines Kanals algorithmisch. Mehrere Sperrungen – auch unbegründete – können zu:
- eingeschränkter Sichtbarkeit in den Empfehlungen,
- niedrigerem Ranking in der Suche,
- oder einer Deaktivierung von Funktionen (z. B. Shorts, Livestreams) führen.
Ein unbescholtener Kanal mit regelmäßigem Content und guter Performance ist oft das wichtigste Kapital für Creator und Unternehmen. Takedowns beschädigen dieses Kapital nachhaltig – mitunter auch rufschädigend nach außen.
YouTubes Verpflichtungen und Zeitrahmen zur Prüfung
YouTube steht rechtlich zwischen zwei Fronten:
- Auf der einen Seite: Die Pflicht, auf Beschwerden zügig zu reagieren, um nicht selbst in die Haftung zu geraten (vgl. § 10 TMG bzw. Art. 14 E-Commerce-Richtlinie).
- Auf der anderen Seite: Die Verantwortung, die Nutzerrechte zu wahren, insbesondere im Fall von missbräuchlichen oder unzutreffenden Beschwerden.
In der Praxis bedeutet das:
- YouTube muss die Beschwerde prüfen, agiert jedoch oft rein formal bzw. automatisiert.
- Ein Video wird in der Regel innerhalb weniger Stunden entfernt, wenn der Beschwerdeführer plausibel seine Rechte darlegt.
- Der Uploader wird unmittelbar per E-Mail benachrichtigt, mit der Option zur Gegenanzeige.
Nach Abgabe einer Counter-Notification ist YouTube verpflichtet, das Video innerhalb von 10–14 Werktagen wiederherzustellen, wenn der Rechteinhaber nicht nachweist, dass ein gerichtliches Verfahren gegen den Uploader eingeleitet wurde.
Diese Frist ergibt sich direkt aus dem DMCA § 512(g)(2)(B–C).
Zusammengefasst: Eine Urheberrechtsbeschwerde bei YouTube ist schnell ausgelöst, hat aber weitreichende Folgen für den Betroffenen – von Strikes über Einkommensverluste bis hin zum Kanalverlust. YouTube steht unter Zugzwang, schnell zu reagieren, setzt dabei aber oft auf automatisierte Verfahren, die menschliche oder rechtliche Fehler nicht immer erkennen. Deshalb ist die Counter-Notification ein zentrales Instrument, um sich zu wehren – sofern man sie richtig einsetzt.
Die Gegenanzeige („Counter-Notification“) – Definition und Zweck
Ein Takedown auf YouTube kann in Sekunden geschehen – der Weg zurück zur Sichtbarkeit hingegen ist oft mühsam. Doch mit der Counter-Notification (auch „Gegendarstellung“ oder „Gegenanzeige“) bietet YouTube betroffenen Nutzern ein rechtsbasiertes Mittel, sich gegen unberechtigte Urheberrechtsbeschwerden zu wehren. Die Funktion wirkt auf den ersten Blick wie ein einfaches Formular – in Wahrheit handelt es sich jedoch um ein juristisch hoch relevantes Werkzeug, das sowohl Chancen als auch Risiken mit sich bringt.
Was ist eine Counter-Notification?
Eine Counter-Notification ist eine schriftliche Mitteilung des YouTubers, mit der er erklärt, dass das gesperrte Video nicht gegen das Urheberrecht verstößt – und fordert, dass das Video wieder online gestellt wird.
Dabei handelt es sich nicht um eine Meinungsäußerung, sondern um eine rechtlich bindende Erklärung, bei der der Absender unter Strafandrohung versichert, dass er im Recht ist und bereit wäre, dies im Streitfall auch vor Gericht – in den USA – zu klären.
Die Gegenanzeige ist also das Pendant zur ursprünglichen „Notice“ des Rechteinhabers – gewissermaßen die zweite Seite der Medaille im „Notice-and-Takedown-Verfahren“.
Rechtliche Grundlage im DMCA: § 512(g) U.S. Copyright Act
Die gesetzliche Grundlage für die Counter-Notification findet sich im § 512(g) des U.S. Copyright Act – einem zentralen Bestandteil des Digital Millennium Copyright Act (DMCA). Dort heißt es sinngemäß:
- Wird ein Inhalt aufgrund einer Urheberrechtsbeschwerde entfernt, hat der betroffene Nutzer das Recht, eine Gegenanzeige einzureichen.
- Diese muss bestimmte Angaben enthalten (Name, Adresse, Unterschrift, Erklärung über das Recht zum Upload).
- Der Nutzer muss erklären, dass er die Beschwerde für unbegründet hält und bereit ist, sich der Zuständigkeit eines US-Gerichts zu unterwerfen.
- YouTube ist verpflichtet, den Rechteinhaber über die Gegenanzeige zu informieren.
- Wenn der Rechteinhaber nicht innerhalb von 10 bis 14 Werktagen gerichtliche Schritte einleitet, muss die Plattform den Inhalt wiederherstellen.
Kurz gesagt: Der Rechteinhaber muss klagen – sonst bleibt das Video online.
Warum ist das Verfahren auch in Deutschland relevant?
YouTube ist ein US-amerikanischer Anbieter (Google LLC mit Sitz in Kalifornien), sodass das Verfahren nach US-Recht abläuft, auch wenn der Nutzer in Deutschland sitzt. Durch die Registrierung und Nutzung der Plattform akzeptieren alle YouTube-Nutzer die YouTube Terms of Service, in denen ausdrücklich auf den DMCA verwiesen wird.
Das bedeutet: Auch ein deutscher Content Creator, der ein Video hochlädt, unterwirft sich den Spielregeln des DMCA – und kann entsprechend eine Counter-Notification einreichen.
Wichtig zu wissen: Die Abgabe einer Counter-Notification ist keine „formlose Beschwerde“, sondern enthält die ausdrückliche Zustimmung, gegebenenfalls vor einem US-Gericht verklagt zu werden. Dies mag theoretisch klingen – ist aber in der Praxis nicht ganz risikolos (dazu mehr in Abschnitt 8).
Fristen und Voraussetzungen
Damit eine Counter-Notification wirksam ist, müssen bestimmte formale und inhaltliche Voraussetzungen erfüllt sein. YouTube stellt dafür ein eigenes Formular zur Verfügung, das folgende Angaben zwingend erfordert:
✅ Pflichtangaben in der Gegenanzeige
- Vollständiger Name und Anschrift
- Angabe des gesperrten Inhalts (URL des entfernten Videos)
- Erklärung unter Strafandrohung, dass der Upload rechtmäßig war
- Zustimmung zur Gerichtsbarkeit eines US-Gerichts am Sitz von YouTube
- Unterschrift (digital reicht aus)
Fristen
- Die Gegenanzeige kann sofort nach Sperrung eingereicht werden.
- Der Rechteinhaber hat dann 10 bis 14 Werktage Zeit, Klage zu erheben.
- Erfolgt keine Klage, wird das Video von YouTube wieder freigeschaltet.
Die Praxis zeigt: In vielen Fällen unternehmen Rechteinhaber nach Eingang einer gut begründeten Gegenanzeige keine weiteren Schritte, sodass das Video wieder online geht – ohne Gericht, ohne Streit.
Zusammengefasst: Die Counter-Notification ist ein mächtiges Werkzeug, um sich gegen unrechtmäßige Takedowns zu wehren – aber sie ist auch ein formeller, rechtlich relevanter Akt, bei dem jeder Schritt gut überlegt sein sollte. Gerade wer sich nicht sicher ist, ob sein Upload wirklich rechtmäßig war, sollte juristische Beratung einholen, bevor er sich verbindlich äußert – insbesondere, da die Erklärung strafbewehrt ist und ein Gerichtsverfahren nach sich ziehen kann.
Wann ist eine Gegenanzeige sinnvoll?
Die Möglichkeit, eine Counter-Notification bei YouTube einzureichen, klingt verlockend: Ein Klick, ein Formular, und das eigene Video könnte bald wieder sichtbar sein. Doch so einfach ist es nicht – denn mit der Gegenanzeige übernimmt der Uploader rechtliche Verantwortung für die Rechtmäßigkeit seines Inhalts. Deshalb gilt: Eine Gegenanzeige ist kein Reflex, sondern eine bewusste Entscheidung – und sie ist nicht in jedem Fall sinnvoll.
Typische Anwendungsfälle: Wann lohnt sich die Gegenanzeige?
Eine Counter-Notification ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Content rechtlich zulässig war, aber dennoch entfernt wurde. Häufige Szenarien:
✅ 1. Ungerechtfertigte Sperrung durch fehlerhafte Content-ID
Content-ID ist ein automatisiertes System, das YouTube verwendet, um geschützte Inhalte zu erkennen. Es vergleicht hochgeladene Videos mit Referenzmaterialien von Rechteinhabern. Doch es ist nicht unfehlbar:
- Hintergrundmusik, die als lizenziert gekauft wurde
- Ähnliche Tonspuren, die fälschlich erkannt werden
- Werke, bei denen das Urheberrecht bereits abgelaufen ist
In solchen Fällen ist die Gegenanzeige ein geeignetes Mittel, um den Content zu verteidigen.
✅ 2. Nutzung unter einer gültigen Lizenz oder Genehmigung
Oft haben Uploader eine gültige Nutzungserlaubnis:
- Gekaufte Stock-Musik (z. B. Epidemic Sound, AudioJungle)
- Offene Creative-Commons-Lizenzen (z. B. CC-BY)
- Erlaubnis durch den Rechteinhaber (z. B. schriftliche Einwilligung)
Wird das Video dennoch entfernt, kann die Gegenanzeige mit Verweis auf die Lizenz rechtssicher abgegeben werden.
✅ 3. Fair Use / Zitierrecht
Besonders bei kritischen Auseinandersetzungen, Kommentaren, Parodien oder journalistischen Beiträgen kann die Nutzung urheberrechtlich geschützten Materials als „Fair Use“ (nach US-Recht) oder als Zitierfreiheit (§ 51 UrhG) zulässig sein.
Beispiele:
- Kritische Rezension eines Musikvideos mit kurzen Ausschnitten
- Satirischer Zusammenschnitt eines TV-Formats
- Bildungsinhalte mit kurzen, eingebetteten Clips zur Illustration
Achtung: Ob „Fair Use“ greift, ist komplex. Oft lohnt sich hier juristische Prüfung, bevor man eine Gegenanzeige riskiert.
Beispiele aus der Praxis
Einige typische Fälle aus dem YouTube-Alltag, in denen eine Gegenanzeige häufig berechtigt sein kann:
Musik in Vlogs
Ein Creator nutzt lizenzierte Hintergrundmusik in einem Reise-Vlog. Ein Label meldet das Video dennoch via Content-ID. Der Uploader kann nachweisen, dass er die Musik legal erworben hat → Gegenanzeige ist sinnvoll.
Ein YouTuber reagiert auf ein virales Video und nutzt kurze Ausschnitte im Rahmen eines Kommentars. Das Originalvideo wird als urheberrechtlich geschützt gemeldet. Der Creator beruft sich auf „Fair Use“ → Gegenanzeige kann je nach Inhalt und Ausmaß gerechtfertigt sein.
Livestream-Sperrung durch Hintergrundmusik
Ein Livestream wurde gesperrt, weil im Hintergrund eines öffentlichen Platzes Musik zu hören war. Die Aufnahme war zufällig und der Musikausschnitt minimal → Gegenanzeige kann rechtlich Erfolg haben, sofern keine systematische Nutzung vorliegt.
Wann sollte man besser keine Gegenanzeige stellen?
So mächtig die Counter-Notification auch ist – sie ist kein Spielzeug. In folgenden Fällen ist äußerste Vorsicht geboten:
❌ 1. Tatsächliche Urheberrechtsverletzung
Wurde tatsächlich fremdes Material ungenehmigt und in erheblichem Umfang genutzt, ist eine Gegenanzeige nicht nur aussichtslos, sondern kann auch rechtlich gefährlich werden. Wer wissentlich falsche Angaben macht, riskiert eine strafbare falsche Versicherung an Eides statt (§ 156 StGB) sowie mögliche zivilrechtliche Konsequenzen (Abmahnung, Unterlassung, Schadensersatz).
❌ 2. Fehlende Belege für die eigene Berechtigung
„Ich dachte, das wäre erlaubt“ reicht nicht. Wer eine Lizenz geltend macht, muss diese auch vorlegen können. Fehlt ein schriftlicher Nachweis, ist Vorsicht geboten.
❌ 3. Grauzonen und Unsicherheiten
Wenn unklar ist, ob ein Fall z. B. unter „Fair Use“ fällt oder nicht, sollte man professionellen Rat einholen. In Zweifelsfällen lieber auf die Gegenanzeige verzichten oder rechtlich prüfen lassen.
Fazit dieses Abschnitts: Die Counter-Notification ist ein starkes Instrument – aber nur dann, wenn der Uploader tatsächlich im Recht ist. Wer mit Bedacht handelt, kann seine Inhalte erfolgreich zurückholen. Wer jedoch vorschnell reagiert, riskiert juristische Konsequenzen. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass viele Sperrungen fehlerhaft oder überzogen sind – ein wohlüberlegter und sauber belegter Gegenschlag kann hier viel bewirken.
So funktioniert die Counter-Notification auf YouTube
Sobald ein Video auf YouTube aufgrund einer Urheberrechtsbeschwerde entfernt wurde, bietet die Plattform dem betroffenen Uploader die Möglichkeit, eine Counter-Notification einzureichen. Doch wie genau funktioniert das? Was muss man dabei beachten? Und was passiert, nachdem das Formular abgeschickt wurde?
In diesem Abschnitt zeigen wir dir, wie eine Counter-Notification in der Praxis abläuft, welche Angaben nötig sind – und was danach geschieht.
Schritt-für-Schritt-Anleitung für Creator
YouTube bietet für gesperrte Videos ein eigenes Formular, das im „Urheberrecht-Manager“ des YouTube Studios zu finden ist. Der Ablauf gliedert sich wie folgt:
✅ Schritt 1: Video im YouTube Studio aufrufen
Gehe in deinem YouTube Studio zu „Inhalte“ → „Videos“ → Wähle das gesperrte Video aus → Unter „Einschränkungen“ steht: „Urheberrechtsbeschwerde“.
✅ Schritt 2: Option „Gegendarstellung senden“ auswählen
YouTube blendet einen Button mit der Bezeichnung „Gegendarstellung senden“ ein. Klicke darauf, um das Formular für die Counter-Notification zu starten.
✅ Schritt 3: Formular ausfüllen
Jetzt musst du mehrere Pflichtfelder ausfüllen – sorgfältig und wahrheitsgemäß. Falschangaben können u.U. strafrechtliche Konsequenzen haben!
Was genau muss angegeben werden?
Die Counter-Notification ist rechtlich nicht nur ein Formular, sondern eine verbindliche Erklärung – vergleichbar mit einer eidesstattlichen Versicherung. Diese Angaben sind zwingend erforderlich:
1. Persönliche Daten
- Vollständiger Name
- Postanschrift
- Telefonnummer
- E-Mail-Adresse
Diese Daten werden an den Rechteinhaber weitergegeben, da dieser die Möglichkeit haben muss, gerichtliche Schritte einzuleiten.
2. Begründung
- Der Nutzer muss klar und nachvollziehbar erklären, warum die Sperrung unberechtigt ist.
Beispielsweise: - „Ich bin Lizenzinhaber für das verwendete Musikstück.“
- „Das verwendete Material fällt unter die Zitierfreiheit (§ 51 UrhG).“
- „Es handelt sich um gemeinfreies Material.“
Tipp: Die Begründung sollte so konkret wie möglich sein – am besten mit Hinweisen auf Quellen, Lizenzen oder rechtliche Ausnahmen.
3. Erklärung zur Gerichtszuständigkeit (Jurisdiction Clause)
Hier wird es besonders juristisch: Der Nutzer muss erklären, dass er bereit ist, sich im Streitfall dem zuständigen US-Gericht am Sitz von YouTube (Google LLC, Mountain View, Kalifornien) zu unterwerfen.
Dies geschieht mit einer Standardformulierung wie:
„I consent to the jurisdiction of the Federal District Court for the district in which my address is located, or if my address is outside of the United States, the judicial district in which YouTube is located, and will accept service of process from the claimant.“
Diese Erklärung ist verpflichtend – ohne sie wird die Gegenanzeige nicht akzeptiert.
Wie geht es weiter nach dem Einreichen?
Nachdem du das Formular vollständig und korrekt ausgefüllt hast, übernimmt YouTube den weiteren Ablauf – nach festen Regeln:
YouTube leitet die Gegenanzeige an den Beschwerdeführer weiter
Der Rechteinhaber wird von YouTube über die Gegenanzeige informiert. Er erhält deine Kontaktdaten und hat jetzt 10 bis 14 Werktage Zeit, gerichtliche Schritte einzuleiten.
YouTube wartet auf Rückmeldung
- Wird innerhalb der Frist eine Klage eingereicht, bleibt das Video offline – und der Nutzer wird darüber informiert.
- Erfolgt keine Klage, wird das Video wiederhergestellt.
YouTube ist zur Wiederherstellung verpflichtet, sofern keine Klage eingeht. Diese Frist ist gesetzlich im DMCA geregelt (§ 512(g)).
Dauer des Verfahrens
In der Praxis dauert das Verfahren zwischen 10 und 20 Werktagen – je nachdem, wie schnell der Rechteinhaber reagiert (oder nicht). Während dieser Zeit bleibt das Video in der Regel offline.
Fazit dieses Abschnitts: Die Counter-Notification ist ein formalisiertes, aber wirkungsvolles Verfahren – allerdings nur dann, wenn der Nutzer sorgfältig und korrekt vorgeht. Wer die Angaben gewissenhaft macht, die Rechtslage kennt und ggf. Belege beifügt, hat gute Chancen, sein Video zurückzubekommen. Gleichzeitig sollte jedem klar sein: Mit der Abgabe dieser Erklärung begibt man sich auf rechtliches Terrain – nicht nur digital, sondern potenziell auch vor Gericht.
YouTubes Reaktion auf die Gegenanzeige
Wer eine Counter-Notification bei YouTube einreicht, hat damit einen wichtigen ersten Schritt getan. Doch was passiert danach? Wie lange muss man warten? Was unternimmt YouTube – und was, wenn gar nichts passiert? In diesem Abschnitt zeigen wir Ihnen, wie YouTube nach Eingang der Gegenanzeige agiert, welche Pflichten bestehen, und was Sie tun können, wenn Sie auf eine Antwort vergeblich warten.
Reaktionspflicht nach dem DMCA: Die 10–14-Werktage-Regel
Die wichtigste Regel stammt direkt aus dem DMCA § 512(g) – dem amerikanischen Urheberrechtsgesetz, das YouTube bei Urheberrechtsstreitigkeiten zugrunde legt.
Sobald YouTube eine gültige Counter-Notification erhält, ist das Unternehmen gesetzlich verpflichtet, den weiteren Ablauf einzuhalten:
- YouTube leitet die Gegenanzeige an den Beschwerdeführer weiter.
- Der Rechteinhaber hat nun 10 Werktage Zeit (in manchen Fällen bis zu 14 Werktage, abhängig von YouTube-internen Bearbeitungszeiten), um zu belegen, dass er vor einem Gericht Klage eingereicht hat.
- Wenn YouTube keinen Nachweis über eine gerichtliche Klage erhält, muss es das gesperrte Video wieder freischalten.
Diese Pflicht ergibt sich direkt aus § 512(g)(2)(B–C) DMCA. Damit wird sichergestellt, dass nicht jede Urheberrechtsmeldung dauerhaft zur Sperrung führt, sondern eine gerichtliche Klärung möglich bleibt.
Der Rechteinhaber muss nun klagen – sonst wird das Video wiederhergestellt
YouTube agiert hier lediglich als technischer Vermittler: Das eigentliche Duell findet nun zwischen dem Uploader und dem Beschwerdeführer statt.
Die einzige Möglichkeit, die Wiederveröffentlichung zu verhindern, ist für den Rechteinhaber eine gerichtliche Klage – und zwar binnen der 10–14-Werktage-Frist.
Das bedeutet:
- Nur wenn der Rechteinhaber gerichtlich gegen den Uploader vorgeht, bleibt das Video offline.
- Der Nachweis muss YouTube gegenüber erfolgen – beispielsweise durch eine Aktenzeichen-Mitteilung, eine Kopie der Klageschrift oder einen Nachweis der Zustellung.
- Erfolgt keine Reaktion, wird das Video automatisch wiederhergestellt, ohne dass du weiter tätig werden musst.
Wichtig: Der Rechteinhaber muss nicht nur behaupten, dass eine Klage anhängig ist – er muss tatsächlich den Nachweis liefern. Nur dann bleibt das Video offline.
Was tun, wenn YouTube nicht reagiert?
Gelegentlich kommt es vor, dass YouTube trotz ordnungsgemäßer Gegenanzeige nicht innerhalb der gesetzlichen Frist reagiert – oder das Video nicht wiederherstellt, obwohl keine Klage eingereicht wurde. In diesen Fällen hast du mehrere Optionen:
✅ 1. Geduldig bleiben (bis 20 Werktage)
Die Frist „10–14 Werktage“ bezieht sich auf Werktage nach Weiterleitung der Gegenanzeige an den Beschwerdeführer – nicht auf das Datum deiner Einreichung. Rechne deshalb mit insgesamt bis zu 20 Kalendertagen.
✅ 2. YouTube über das Support-Formular kontaktieren
Wenn nach Ablauf der Frist keine Wiederherstellung erfolgt, solltest du dich an den YouTube-Creator-Support wenden. Nutze dazu:
- das YouTube-Support-Formular
- oder bei monetarisierten Kanälen den Live-Chat im YouTube Studio
✅ 3. Rechtliche Hilfe in Anspruch nehmen
Wenn YouTube auch nach Aufforderung nicht reagiert oder die Wiederherstellung verweigert, obwohl offensichtlich keine Klage anhängig ist, kann juristische Unterstützung sinnvoll sein. In Ausnahmefällen lässt sich durch anwaltliche Mitwirkung Druck auf die Plattform ausüben.
Fazit dieses Abschnitts: Nach einer ordnungsgemäßen Counter-Notification ist YouTube verpflichtet, das Video nach spätestens 14 Werktagen wiederherzustellen, sofern kein Gericht eingeschaltet wurde. Der Rechteinhaber muss handeln – nicht der Creator. Sollte YouTube allerdings nicht reagieren, hilft ein klar formulierter Hinweis an den Support oder ggf. anwaltlicher Beistand. Wer seine Rechte kennt und die Fristen im Blick behält, hat gute Chancen, sein Video erfolgreich zurückzubekommen.
Risiken der Counter-Notification – das sollten Sie wissen
Die Counter-Notification ist ein mächtiges Werkzeug – aber sie ist kein rechtsfreier Raum. Wer dieses Instrument nutzt, gibt eine rechtlich verbindliche Erklärung ab und sollte sich darüber im Klaren sein, dass falsche Angaben ernste Konsequenzen nach sich ziehen können.
In diesem Abschnitt beleuchten wir die wichtigsten Risiken im Zusammenhang mit der Gegenanzeige – von Strafbarkeit, über zivilrechtliche Haftung, bis hin zu einem konkreten Urteil aus der Praxis, das zeigt, wie schnell aus einem Klick ein teures Verfahren werden kann.
Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung (§ 156 StGB)
Wer eine Counter-Notification bei YouTube einreicht, muss im Formular bestätigen, dass:
„... ich in gutem Glauben der Ansicht bin, dass das betreffende Material infolge eines Irrtums oder einer falschen Identifizierung entfernt oder deaktiviert wurde... und dass ich die Angaben in dieser Gegendarstellung nach bestem Wissen und Gewissen wahrheitsgemäß gemacht habe.“
Diese Formulierung ist rechtlich als eidesstattliche Versicherung zu werten. Wer hierbei vorsätzlich oder fahrlässig falsche Angaben macht, kann sich in Deutschland wegen § 156 StGB – Abgabe einer falschen Versicherung an Eides statt strafbar machen.
Strafandrohung: Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe.
Auch der Versuch ist strafbar (§ 159 StGB).
Gefahr von Unterlassungsklagen oder Abmahnungen
Neben strafrechtlichen Folgen drohen auch zivilrechtliche Konsequenzen:
- Abmahnung durch den Rechteinhaber, verbunden mit der Aufforderung zur Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung.
- Kostentragungspflicht für die Abmahnung (Anwaltskosten, ggf. Schadensersatz).
- Gerichtliche Unterlassungsklage, falls der Betroffene nicht reagiert oder erneut Inhalte veröffentlicht.
Diese Risiken bestehen insbesondere dann, wenn:
- das verwendete Material urheberrechtlich geschützt ist,
- keine Nutzungsrechte vorliegen,
- oder der Nutzer dies wissentlich ignoriert.
Wichtig: Wer eine Counter-Notification einreicht, bestätigt aktiv, dass er kein Unrecht begangen hat. Wenn das Gegenteil nachweisbar ist, wird die Gegendarstellung zum rechtlichen Bumerang.
Persönliche Haftung bei Falschangaben
Auch wenn ein Kanal von einem Unternehmen, einer Agentur oder im Rahmen eines Projekts betrieben wird – die Counter-Notification wird immer von einer konkreten Person abgegeben. Und genau diese Person haftet persönlich für ihre Angaben.
Das bedeutet:
- Der YouTuber selbst – nicht Google, nicht das Management, nicht der Auftraggeber – steht rechtlich in der Verantwortung.
- Im Falle eines Gerichtsverfahrens wird der Name aus der Gegendarstellung verwendet.
- Wer bewusst lügt oder fahrlässig handelt, riskiert neben Schadensersatzforderungen auch einen dauerhaften Vertrauensverlust bei YouTube (z. B. durch Einschränkung von Funktionen, Accountsperrung bei Missbrauch).
Fazit dieses Abschnitts: Die Counter-Notification ist kein „Zurück-Button“, sondern ein rechtlich bindendes Instrument, das klare Anforderungen stellt. Wer sie bewusst missbraucht, um ein zu Recht gesperrtes Video wieder online zu bringen, riskiert Strafverfahren, Unterlassungsklagen und persönliche Haftung. Deshalb gilt: Nur dann Gegendarstellung einreichen, wenn die Rechtslage eindeutig für Sie spricht – und im Zweifel rechtlichen Rat einholen.
Empfehlungen für YouTuber und Unternehmen
Urheberrechtliche Konflikte auf YouTube sind für viele Creator und Unternehmen Alltag – oft sogar existenzbedrohend. Umso wichtiger ist es, nicht nur auf Sperrungen zu reagieren, sondern auch präventiv vorzusorgen und im Ernstfall besonnen und rechtssicher zu handeln. In diesem Abschnitt geben wir Ihnen praxisnahe Empfehlungen, wie Sie Takedowns vermeiden, sich gegen Missbrauch schützen und wann Sie besser juristischen Beistand hinzuziehen sollten.
Wann Sie juristische Hilfe einholen sollten
Eine Gegenanzeige kann weitreichende Folgen haben – vor allem, wenn sie vorschnell und unüberlegt abgegeben wird. In folgenden Fällen ist dringend zu empfehlen, juristische Unterstützung hinzuzuziehen:
- Sie sind sich nicht sicher, ob Sie tatsächlich die nötigen Rechte am verwendeten Material besitzen.
- Es handelt sich um komplexe Sachverhalte, z. B. bei Fair-Use-/Zitatfragen oder bei internationalen Lizenzketten.
- Sie haben bereits mehrere Takedowns erhalten und befürchten eine Kanal-Sperrung.
- Sie sind ein Unternehmen mit Marketing- oder Produktvideos und möchten vermeiden, dass Inhalte ungerechtfertigt entfernt werden.
- Sie wurden nach einer Gegenanzeige abgemahnt oder verklagt.
Tipp: Eine kurze Prüfung durch einen spezialisierten Anwalt für Urheberrecht kann oft mehr retten – und verhindern – als eine hastige Eigenaktion.
Was Sie nicht tun sollten
Viele Fehler entstehen durch Schnelligkeit und Unwissenheit. Vermeiden Sie unbedingt folgende Vorgehensweisen:
- Gegenanzeige einreichen, ohne den Sachverhalt genau zu prüfen.
- Vorlagen oder Texte aus Foren kopieren, ohne sie individuell anzupassen.
- Auf einen berechtigten Takedown einfach gar nicht reagieren.
- Erneut denselben Inhalt hochladen, obwohl ein Takedown läuft – das kann als Wiederholungstat gewertet werden.
- Unfreundlich oder emotional mit dem Rechteinhaber kommunizieren – insbesondere, wenn ein rechtliches Verfahren möglich ist.
Denken Sie daran: Jede Kommunikation im Rahmen einer Counter-Notification ist rechtlich relevant – im Zweifel wird sie zum Beweismittel.
Strategien gegen wiederholte Takedown-Missbräuche
Leider gibt es auch auf YouTube Fälle von systematischem Takedown-Missbrauch – sei es durch Wettbewerber, „Trolls“ oder aggressive Rechteverwerter. Wenn Sie häufiger von unberechtigten Sperrungen betroffen sind, können Sie folgende Gegenstrategien nutzen:
1. Dokumentation aller Takedowns und Reaktionen
- Führen Sie eine Liste mit allen Vorfällen (Datum, Video, Rechteinhaber, Ergebnis).
- So entsteht eine Beweiskette, falls der Missbrauch eskaliert oder wiederholt auftritt.
2. Nutzung von YouTube’s Rechteverwaltungs-Tools
- Aktivieren Sie „Content ID appeals“ (bei berechtigten Partnerschaften).
- Kontaktieren Sie bei wiederholtem Missbrauch das YouTube Legal Support Team.
3. Einschaltung eines Rechtsanwalts bei systematischer Störung
- Bei „massiven, wiederholten und rechtswidrigen Takedowns“ kann ein Anwalt gezielt gegen den Störer vorgehen – ggf. auch mit Unterlassungsklage oder Schadensersatzforderung.
Vorbeugende Maßnahmen für YouTuber & Unternehmen
Viel Ärger lässt sich vermeiden, wenn man präventiv professionell arbeitet. Hier einige konkrete Maßnahmen, die sich bewährt haben:
✅ 1. Lizenzverwaltung professionell organisieren
- Nutzen Sie nur Inhalte, für die Sie nachweislich Nutzungsrechte besitzen.
- Archivieren Sie alle Lizenzverträge, Screenshots und Rechnungen in einer strukturierten Ablage.
✅ 2. Eigene Inhalte gezielt kennzeichnen
- Fügen Sie Copyright-Vermerke in Ihre Videos ein („© Max Mustermann 2025“).
- Nutzen Sie eindeutige Hinweise in der Beschreibung, z. B.:
„Musik lizenziert über Artlist.io – Lizenznummer: XYZ1234“
✅ 3. Content-ID-Strategie bewusst nutzen
- Falls Sie eigene Musik oder Videoclips veröffentlichen, registrieren Sie diese bei YouTube’s Content-ID-System.
- So sichern Sie sich Ihre Rechte und können auch proaktiv gegen unrechtmäßige Nutzungen vorgehen.
✅ 4. Hinweise in der Videobeschreibung (Copyright Disclaimer)
- Ein kurzer Disclaimer ersetzt keine Lizenz – kann aber hilfreich sein, um dem Algorithmus oder Rechteinhabern frühzeitig den Kontext zu geben (z. B. bei Kommentaren oder Zitaten).
Fazit dieses Abschnitts: Die beste Gegenanzeige ist die, die gar nicht erst nötig wird – durch vorausschauendes Handeln, saubere Lizenzen und einen professionellen Umgang mit Content und Rechten. YouTuber und Unternehmen sollten sich nicht auf Glück verlassen, sondern klare Strukturen und im Zweifel rechtliche Beratung nutzen. Wer strategisch denkt, reduziert nicht nur das Risiko von Sperrungen, sondern schützt langfristig seinen Ruf, seinen Kanal – und seine Einnahmen.
Fazit
Urheberrechtliche Konflikte auf YouTube sind heute Alltag – für Einzelpersonen ebenso wie für Unternehmen. Die Plattform ist längst kein digitaler Spielplatz mehr, sondern ein ernstzunehmender Medienraum, in dem sich Inhalte, Lizenzen und Meinungsfreiheit überschneiden. Wer betroffen ist von einer unrechtmäßigen Sperrung, muss wissen: Die Counter-Notification ist ein effektives und rechtlich fundiertes Mittel, um das eigene Recht durchzusetzen – vorausgesetzt, sie wird richtig eingesetzt.
✅ Wann lohnt sich eine Counter-Notification?
Die Gegenanzeige bei YouTube lohnt sich immer dann, wenn:
- das Video rechtmäßig veröffentlicht wurde,
- der Takedown missbräuchlich, irrtümlich oder automatisch falsch erkannt wurde,
- eine gültige Lizenz vorliegt oder ein zulässiger rechtlicher Ausnahmefall greift (z. B. Zitatrecht, Fair Use),
- und der Uploader bereit ist, für sein Recht einzustehen – notfalls auch vor Gericht.
In solchen Fällen kann die Counter-Notification nicht nur zur Wiederherstellung des Videos, sondern auch zur Stärkung der eigenen Rechtsposition führen.
Warum juristische Beratung sinnvoll ist
So einfach YouTubes Formular auf den ersten Blick erscheint – rechtlich gesehen handelt es sich um eine Erklärung mit weitreichender Wirkung. Wer dabei Fehler macht, riskiert:
- strafrechtliche Folgen (§ 156 StGB – falsche Versicherung an Eides statt),
- zivilrechtliche Klagen auf Unterlassung oder Schadensersatz,
- und sogar langfristige Einschränkungen des eigenen Kanals durch YouTube selbst.
Gerade in Zweifelsfällen – z. B. bei unklaren Lizenzlagen, komplexen Inhalten oder wiederholten Takedowns – lohnt es sich, professionellen Rat von einem auf Urheberrecht spezialisierten Anwalt einzuholen. Eine frühzeitige Prüfung schützt nicht nur vor Fehlern, sondern schafft auch Verhandlungsspielraum, bevor der Streit eskaliert.
YouTube als Balanceakt zwischen Urheberrecht und Meinungsfreiheit
YouTube steht im Zentrum eines juristischen Spannungsfelds: Einerseits sollen Urheber vor unrechtmäßiger Nutzung ihrer Werke geschützt werden, andererseits müssen Nutzer in der Lage sein, Inhalte zu kommentieren, zu kritisieren oder kreativ weiterzuverarbeiten – ohne willkürliche Zensur.
Die Counter-Notification ist Ausdruck dieses Balanceakts: Sie gibt Nutzern eine Stimme – aber nur dann, wenn sie rechtlich begründet ist. Wer seine Rechte kennt, sie sauber dokumentiert und umsichtig handelt, kann das System erfolgreich nutzen. Doch wer blind dagegenhält, kann schnell zum Unterlegenen werden – juristisch und wirtschaftlich.
Abschließender Rat:
Die Counter-Notification ist kein „Notausgang“, sondern ein bewusst eingesetzter Hebel zur Wahrung Ihrer Rechte. Nutzen Sie ihn sorgfältig, fundiert und – im Zweifel – mit professioneller Unterstützung. So wird aus dem Takedown keine Niederlage, sondern eine Chance zur Klarstellung.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Counter-Notification bei YouTube
Wie lange dauert es, bis mein Video nach der Gegenanzeige wieder online ist?
Wenn der Rechteinhaber keine Klage einreicht, stellt YouTube das Video innerhalb von 10 bis 14 Werktagen nach Weiterleitung der Gegenanzeige automatisch wieder her.
Insgesamt solltest du also mit etwa 2–3 Wochen Bearbeitungszeit rechnen.
Kann ich eine Gegenanzeige widerrufen, nachdem ich sie abgeschickt habe?
Nein, nicht direkt.
Sobald die Counter-Notification eingereicht wurde, ist sie rechtsverbindlich und der Rechteinhaber kann darauf reagieren – zum Beispiel mit einer Klage.
Ein Rückzug ist nur informell über den YouTube-Support möglich, hat aber keine automatische Rechtswirkung. Einmal gemachte Angaben können juristisch verwertet werden.
Was passiert, wenn ich versehentlich eine falsche Gegenanzeige abgebe?
Du haftest in diesem Fall persönlich.
Wer wissentlich oder fahrlässig falsche Angaben in der Counter-Notification macht, riskiert:
- Strafbarkeit wegen falscher Versicherung an Eides statt (§ 156 StGB),
- zivilrechtliche Abmahnung oder Klage,
- und ggf. eine dauerhafte Sperrung des Kanals bei YouTube.
Wenn du unsicher bist: Unbedingt vorab rechtlich prüfen lassen.
Kann ich die Gegenanzeige auch als Unternehmen einreichen?
Ja, aber: Die Counter-Notification muss immer von einer natürlichen Person unterschrieben werden, auch wenn sie im Namen eines Unternehmens handelt.
Die Person muss befugt sein, rechtsverbindlich zu handeln (z. B. Geschäftsführer, Bevollmächtigter). YouTube akzeptiert keine rein „unternehmensbezogenen“ Gegendarstellungen ohne persönliche Angaben.
Gilt die Counter-Notification auch für Videos mit Content aus Deutschland oder der EU?
Ja.
YouTube ist ein US-Unternehmen. Das gesamte Takedown- und Gegendarstellungsverfahren basiert auf dem amerikanischen DMCA, selbst wenn es sich um deutschen oder europäischen Content handelt.
Rechtlich betrachtet spielt der Ort des Uploads keine Rolle – es gilt das Verfahren der Plattform.
Kann ich mich auch gegen ungerechtfertigte Takedowns ohne Gegenanzeige wehren?
Ja – wenn du keine Counter-Notification einreichen möchtest, kannst du:
- den Rechteinhaber direkt kontaktieren und um Rücknahme bitten,
- über einen Anwalt auf Unterlassung oder Rücknahme der Meldung hinwirken,
- YouTube über Missbrauch informieren (v. a. bei wiederholten oder schikanösen Meldungen),
- eine Beschwerde wegen Missbrauch des Urheberrechtssystems einreichen.
Die Counter-Notification ist nicht der einzige Weg, aber der effizienteste für die Wiederherstellung eines Videos.
Kann ich nach erfolgreicher Gegenanzeige trotzdem erneut gesperrt werden?
Leider ja.
Ein Rechteinhaber kann erneut eine Meldung einreichen, sofern sich neue Informationen ergeben oder ein anderer Rechtsgrund besteht.
Wird dies wiederholt rechtsmissbräuchlich getan, solltest du in Erwägung ziehen, rechtlich gegen den Rechteinhaber vorzugehen – z. B. mit einer Unterlassungsklage.
Wie kann ich verhindern, dass meine Videos überhaupt gesperrt werden?
Mit diesen Best Practices lassen sich viele Takedowns vermeiden:
- Verwenden Sie ausschließlich lizenzierte oder eigene Inhalte.
- Dokumentieren Sie alle Lizenzen und Genehmigungen sauber.
- Verzichten Sie auf problematische Inhalte (z. B. Musik ohne klare Lizenzquelle).
- Verwenden Sie Content-ID-freundliche Musikdatenbanken.
- Sprechen Sie bei Kooperationen oder Remix-Videos vorher mit den Rechteinhabern.
Ansprechpartner
Frank Weiß
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