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Social-Media-Konto gesperrt: Rechtliche Optionen bei Sperrungen

| Rechtsanwalt Frank Weiß

Unternehmens-Accounts auf Instagram, Facebook, LinkedIn, TikTok oder YouTube sind heute mehr als bloße Profile. Sie sind Vertriebskanal, Support-Schaufenster und Recruiting-Plattform zugleich. Eine Sperre trifft daher nicht nur die Sichtbarkeit, sondern kann Conversion, Kundenservice und Markenvertrauen zugleich beeinträchtigen. Je nach Setup sind auch Anzeigenkonten, Shops, Pixel-Integrationen oder API-Zugriffe betroffen. In der Folge drohen Reichweitenknick, Umsatzdellen und operative Reibungsverluste. Wichtig ist: Besonnen handeln, sauber dokumentieren, die vorgesehenen Wege konsequent nutzen.

Warum Kontosperren für Unternehmen geschäftskritisch sein können

  • Social Media ist oft ein zentraler Bestandteil des Marketing- und Vertriebs-Funnels. Eine Sperre kappt Traffic-Zuflüsse zu Website, Shop oder Landingpages und kann Budgets unvorbereitet ins Leere laufen lassen.
  • Der Account fungiert häufig als Service-Touchpoint: Kundenanfragen, Beschwerden oder B2B-Leads kommen per DM oder Kommentar. Fällt der Kanal weg, verlängern sich Reaktionszeiten und die Servicequalität leidet.
  • Bei integrierten Setups hängen Ads-Konten, Kataloge, Shops, Pixel/Tags oder Partner-Tools am gleichen Zugang. Eine Sperre kann dadurch Kampagnen stoppen, Produktfeeds unterbrechen und Reporting verfälschen.
  • Auch Reputation steht auf dem Spiel: Eine unerwartete Offline-Phase ohne Erklärung wirkt unprofessionell, insbesondere wenn Posts oder Anzeigen angekündigt waren.
  • Intern entsteht Druck auf Prozesse und Compliance: Rollen-/Rechtefehler, unklare Freigaben oder unüberwachte Drittzugriffe treten zutage und binden Ressourcen.

Typische Szenarien (plötzliche Deaktivierung, Reichweitenverlust, Ads-/Shop-Anbindung)

  • Plötzliche Deaktivierung des Kontos nach Meldungen, Policy-Flags oder automatisierten Erkennungen. Häufig erfolgt nur eine knappe Benachrichtigung in der App oder per E-Mail; der konkrete Grund bleibt zunächst vage.
  • Reichweitenverlust durch Einschränkungen einzelner Funktionen (z. B. keine Story-Sticker, limitierte Kommentare) oder herabgestufte Sichtbarkeit. Solche Maßnahmen werden nicht immer klar als „Sperre“ bezeichnet, sind praktisch aber wirksam spürbar.
  • Ads- oder Commerce-Anbindung betroffen: Deaktivierte Werbekonten, abgelehnte Kataloge oder Shop-Restriktionen führen zu Kampagnenstopps und brechen Produkt-Feeds. Auch Tracking-Signale (Pixel, Conversions API) können ausfallen.
  • Identitäts-/Sicherheitskonflikte: Login-Auffälligkeiten, fehlende Verifizierungsunterlagen oder Unstimmigkeiten bei Unternehmensdaten lösen Prüfungen aus. Plattformen verlangen dann oft Identitätsnachweise oder Unternehmensdokumente.
  • Rollen-/Rechte-Fehler im Team: Der Verlust eines Admin-Zugriffs oder das Entfernen zentraler Berechtigungen kann wie eine Sperre wirken, obwohl primär die Zugriffsstruktur das Problem ist.

Diese Ausgangslage zeigt: Eine Kontosperre ist selten nur ein technisches Ärgernis. Sie berührt Kommunikation, Vertrieb und operative Abläufe zugleich. Wer jetzt strukturiert vorgeht und Beweise sichert, schafft die Grundlage, um den Account zügig zurückzubekommen und künftige Risiken zu senken.

 

Übersicht:

Das Wichtigste vorab
Typische Sperrgründe und Risikokonstellationen
Erste Hilfe am Tag der Sperre
Ihre Rechte nach EU-Recht (DSA) und deutschem Zivilrecht (Überblick)
Interner Widerspruch bei der Plattform
Interne Beschwerde → außergerichtliche Streitbeilegung → ggf. Aufsicht informieren
Gerichtlicher Rechtsschutz
Beweisführung und Dokumentation
Plattform-Besonderheiten (kompakt & praxisnah) – mit Direktlinks
Praxis-Checkliste
So unterstützen wir Sie

 

 

Das Wichtigste vorab

Schnell handeln, systematisch dokumentieren, Fristen im Blick behalten

  • Beweise sichern: Screenshots der Sperrhinweise, Uhrzeiten, Ticket-IDs, E-Mail-Benachrichtigungen, Header-Daten und das „Statement of Reasons“ (falls angezeigt) sammeln. Notieren Sie, welcher Inhalt zuletzt veröffentlicht oder beworben wurde, einschließlich Links/IDs.
  • Schäden begrenzen: Anzeigen und Automationen vorsichtig pausieren, Shop-/Katalog-Fehler beobachten, Hinweise auf Website/Newsletter setzen, damit Kunden alternative Kontaktwege finden.
  • Fristen prüfen: In-App-Fristen, E-Mail-Deadlines und Vorgaben der Plattform für Widersprüche variieren. Halten Sie alles kalenderfest und planen Sie interne Puffer ein.
  • Rollen klarziehen: Bestimmen Sie früh einen Incident-Lead, definieren Sie Zuständigkeiten (Recht, Marketing, IT), führen Sie ein zentrales Log (Wer hat was wann getan?).
  • Argumentationsbasis anlegen: Relevante Plattformregeln (Policy-Passagen) und unternehmensinterne Compliance-Standards beifügen. Ziel ist eine konkrete, prüffähige Sachverhaltsdarstellung – keine pauschalen Einwände.

Interne und externe Eskalationsstufen kurz umrissen

  • Interne Ursachenanalyse:
    • Policy-Check (welcher Inhalt oder welches Verhalten könnte betroffen sein?)
    • Sicherheits-Check (Login-Anomalien, Identitäts-/Altersverifikation, API-/Tool-Konflikte)
    • Rechte- und Freigabe-Check (Admin/Editor entfernt? Rollen falsch zugeordnet?)
  • Plattforminterner Widerspruch:
    • Widerspruch direkt in der App oder über das jeweilige Formular einreichen; Ticketnummer festhalten.
    • Konkret vortragen: betroffene Posts/Features benennen, Regelstellen zitieren, Verhältnismäßigkeit ansprechen, Nachweise anhängen (z. B. Identitätsdokumente, Unternehmensregisterauszug).
    • Bei ausbleibender Reaktion sachlich nachfassen und die bisherige Kommunikation lückenlos dokumentieren.
  • Beschwerde nach DSA-Struktur (wo einschlägig):
    • Nutzung des internen Beschwerdesystems der Plattform.
    • In geeigneten Fällen außergerichtliche Streitbeilegung über anerkannte Stellen erwägen.
    • Wenn sich der Vorgang festfährt, kann eine aufsichtsrechtliche Beschwerde in Betracht kommen. Die Eignung hängt vom Einzelfall ab.
  • Gerichtlicher Rechtsschutz:
    • Eilrechtsschutz (einstweilige Verfügung) kommt in Betracht, wenn die Sperre spürbare geschäftliche Nachteile verursacht und die Sache dringlich ist.
    • Im Hauptsacheweg kann auf Wiederherstellung/Unterlassung und auf vertragliche Ansprüche abgestellt werden.
    • Gerichte prüfen regelmäßig: Vertragsgrundlage, AGB-Transparenz, Anhörung, Begründung der Maßnahme, Verhältnismäßigkeit und konsistente Plattformpraxis. Eine saubere Dokumentation erhöht die Erfolgsaussichten.
  • Sonderfall Marktmacht:
    • Bei starker Abhängigkeit von einer Plattform können wettbewerbs- bzw. kartellrechtliche Argumente eine Rolle spielen. Das ist eine Einzelfallbetrachtung und verlangt eine sorgfältige Abwägung.
  • Kommunikation flankieren:
    • Kunden, Partner und Agenturen gezielt informieren; Ausweichkanäle aktivieren.
    • Öffentlichkeitsarbeit zurückhaltend und faktenbasiert gestalten, um Eskalationen zu vermeiden und die Wiedereingliederung nicht zu gefährden.

Kurz gesagt: schnell, geordnet, nachweisbar. So schaffen Sie die Grundlage für eine erfolgreiche Reaktivierung – intern strukturiert, auf der Plattform argumentativ stark und rechtlich vorbereitet.

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Typische Sperrgründe und Risikokonstellationen

Automatisierte Erkennungen, gemeldete Inhalte, Identitäts-/Alterskonflikte, Zahlungs-/Sicherheitsflags

  • Automatisierte Erkennungen (Heuristiken/Filter): Wiederholte, sehr ähnliche Posts, massenhaftes Folgen/Entfolgen, überdurchschnittlich viele DMs in kurzer Zeit, Link-Shortener-Ketten oder aggressive Hashtag-Muster können wie Bot-Verhalten wirken. Auch harmlose Inhalte werden gelegentlich fehlklassifiziert.
    • Praxis-Tipp: Posting-Rhythmus entdichten, Automationen drosseln, Variationen einbauen, Link-Ziele transparent halten.
  • Gemeldete Inhalte (Reports): Wettbewerber, verärgerte Nutzer oder Rechteinhaber melden Beiträge wegen vermeintlicher Richtlinien-, Marken- oder Urheberrechtsverstöße. Häufig folgen Content-Removals, in Summe auch Kontobeschränkungen.
    • Praxis-Tipp: Belegbar rechtmäßige Nutzung (Lizenzen, Zitatkontext, Model Releases) vorhalten; bei missbräuchlichen Meldungen strukturiert widersprechen.
  • Identitäts-/Alterskonflikte: Abweichende Unternehmensangaben, divergierende Impressumsdaten, fehlende Identitätsnachweise oder Unschärfen bei der Business-Verifikation führen zu Prüfungen bis hin zur Deaktivierung.
    • Praxis-Tipp: Handelsregisterauszug, Markenurkunde, Vollmachten und einheitliche Firmendaten bereitstellen; Zwei-Faktor-Authentifizierung durchgängig aktivieren.
  • Zahlungs-/Sicherheitsflags: Rücklastschriften, abgelehnte Zahlungsmittel, ungewöhnliche Login-Standorte, Proxy/VPN oder Gerätewechsel in kurzer Folge gelten als Risiko. Auch kompromittierte Tokens (API/Ads) lösen Sperren aus.
    • Praxis-Tipp: Zahlungsmittel verifizieren, Abrechnungsfehler zeitnah klären, verdächtige Sessions beenden, Passwörter und App-Passwörter erneuern, Tokens rotieren.

Rollen-/Rechtefehler im Team, API-/Tool-Fehlkonfigurationen

  • Rollen-/Rechtefehler: Entfernte Admins, überprivilegierte Agenturzugriffe oder unklare Freigabe-Workflows führen zu lockouts, die wie eine Sperre wirken. Mitunter werden Sicherheitsprüfungen ausgelöst, wenn mehrere Personen parallel aus unterschiedlichen Netzen administrieren.
    • Praxis-Tipp: Klare Rollenmatrix, mindestens zwei geprüfte Backup-Admins, Zugang über Business-/Unternehmensmanager, On-/Offboarding-Checklisten.
  • Fehlkonfigurationen externer Tools: Scheduling-Apps, Social Suites, Commerce-Integrationen oder UGC-Importer können Richtlinien verletzen, etwa durch überhöhte API-Rate, falsche Scopes, fehlerhafte Meta-Daten (Vorschaubilder, Musikrechte) oder unzulässige Automatisierungen.
    • Praxis-Tipp: Minimalprinzip bei Berechtigungen, Logs der Dritttools prüfen, API-Limits respektieren, Musik-/Asset-Lizenzen hinterlegen, bei Fehlerhäufungen die App vorübergehend trennen.
  • Ads-/Tracking-Verknüpfungen: Unerlaubte Zielgruppen, intransparente Datenflüsse (Pixel/SDK/Conversions API) oder Unstimmigkeiten im Katalog/Shop können Werbekonto- oder Commerce-Restriktionen nach sich ziehen.
    • Praxis-Tipp: Zielgruppen- und Creative-Policies beachten, Datenverarbeitungs-Hinweise synchron zur Website halten, Katalogfehler und Produktkennzeichnungen (z. B. Altersangaben) korrigieren.
  • Operative Sonderfälle: Cross-Posting mit identischen Text-/Asset-Bundles in kurzer Folge, Geo-Switches durch Reisen, interne Sicherheitstests oder Buggy-App-Versionen erzeugen Anomalien im Mustererkennungs-System.
    • Praxis-Tipp: Geplante Änderungen (z. B. neue Länderbetreuung) vorab intern koordinieren, Content-Bundles variieren, App-/Gerätestand aktualisieren.

Kurz gesagt: Viele Sperren entstehen nicht durch einen einzelnen „großen“ Verstoß, sondern durch mehrere kleine Risikosignale. Wer Prozesse, Rechte und Tools sauber aufsetzt und Nachweise griffbereit hält, reduziert das Risiko spürbar und verbessert gleichzeitig die Ausgangsposition für Widerspruch und Reaktivierung.

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Erste Hilfe am Tag der Sperre

Beweise sichern: Screenshots, Zeitpunkte, Benachrichtigungen, „Statement of Reasons“ (falls vorhanden)

  • Screenshots anfertigen: Sperrhinweise in App und Browser vollflächig dokumentieren (inkl. Uhrzeit, Datum, ggf. URL/Profilname). Bei mehrstufigen Meldungen jede Ansicht sichern.
  • E-Mails und In-App-Meldungen sichern: Bestätigungsmails, Support-Antworten und Ticket-IDs archivieren. Kopfzeilen der E-Mails speichern, damit sich Versandzeitpunkt und Absender nachvollziehen lassen.
  • „Statement of Reasons“ sichern: Wird eine Begründung angezeigt, Text und Anhänge vollständig kopieren bzw. als PDF sichern. Prüfen Sie, ob einzelne Inhalte (Post, Story, Anzeige) benannt sind.
  • Änderungsprotokoll erstellen: Letzte Inhalte, Stories, Anzeigenänderungen, Katalog-Updates, Tool-Deployments und Logins der letzten 72 Stunden tabellarisch festhalten.
  • Plattformspezifisch nachsehen: Instagram „Konto-Status“, Facebook Support-/Quality-Tab, LinkedIn Fall-/Ticketübersicht, TikTok Sperrbenachrichtigung. Alles mit Datum/Uhrzeit dokumentieren.
  • Belege ordnen: Einheitliche Dateinamen (YYYY-MM-DD_Kanal_Vorgang), zentrale Ablage, kurze Stichwort-Notiz pro Datei. So bleibt Ihre Argumentation prüffähig.

Zugriffe stabilisieren: Admin-/Backup-Admins prüfen, Passwort-Reset, 2-FA, Geräte-/App-Logins

  • Adminrechte prüfen: Gibt es mindestens zwei verifizierte Backup-Admins im Business-/Unternehmensmanager? Fehlende Zugänge priorisiert nachziehen.
  • 2-FA durchgängig aktivieren/bestätigen: Für alle Admins und kritischen Rollen. Backup-Codes sicher ablegen, Geräteliste aktualisieren.
  • Passwörter und Tokens rotieren: Für Hauptkonto, angebundene Tools, Conversions/API. Verdächtige Sitzungen und unbekannte Geräte abmelden.
  • Geräte-/App-Logins bereinigen: Alte Agentur- oder Testzugriffe temporär entziehen, nur notwendige Rechte belassen.
  • Identitäts-/Unternehmensdaten synchronisieren: Impressum, Domain-Verifizierung, Firmenname, Handelsregister-/USt-ID in allen verbundenen Bereichen konsistent halten.
  • Zahlungsprofil prüfen: Offene Beträge, Rücklastschriften, abgelaufene Karten. Abrechnungsprobleme lösen, um zusätzliche Flags zu vermeiden.

Schäden begrenzen: Umleitung auf Ausweichkanäle, Hinweise auf Website/Newsletter, Ads pausieren prüfen

  • Kunden informieren: Kurzer Hinweis auf Website/Blog und im Newsletter, wohin sich Kunden vorübergehend wenden können (E-Mail, Telefon, Chat).
  • Ausweichkanäle aktivieren: Aktivere Accounts auf anderen Netzwerken nutzen, dort Kontaktinfos und Updates sichtbar platzieren.
  • Kampagnen prüfen: Laufende Ads vorsichtig pausieren oder Budgets umschichten, wenn Zielseiten/Tracking vom gesperrten Konto abhängen. Commerce-/Katalogfehler beobachten.
  • Supportwege bündeln: Einen Ansprechpartner intern benennen, alle Rückfragen und Fristen zentral tracken. Doppelanfragen vermeiden, damit Tickets nicht fragmentieren.
  • Monitoring hochfahren: Website-Traffic, Leads, Shop-Conversion im Blick behalten, um Engpässe früh zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu priorisieren.

Mini-Checkliste für Tag 1

  • Sperrhinweis, E-Mails, Ticket-IDs und „Statement of Reasons“ gesichert
  • Admin-/Backup-Admins bestätigt, 2-FA aktiv, Passwörter/Tokens rotiert
  • Änderungs- und Inhaltshistorie der letzten 72 Stunden tabellarisch erfasst
  • Hinweis auf Website/Newsletter veröffentlicht, Ausweichkanäle aktiv
  • Ads/Commerce geprüft, Budgetrisiken reduziert, Monitoring aktiv

So schaffen Sie in den ersten Stunden die Grundlage für einen strukturierten Widerspruch: saubere Nachweise, stabile Zugriffe und eine klare Kommunikation nach innen und außen.

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Ihre Rechte nach EU-Recht (DSA) und deutschem Zivilrecht (Überblick)

Transparente Begründung, Beschwerdewege, außergerichtliche Streitbeilegung

  • Begründung der Maßnahme: Plattformen müssen Ihnen bei einer Inhalts- oder Kontomaßnahme eine klare und spezifische Begründung („Statement of Reasons“) liefern – spätestens ab dem Zeitpunkt der Maßnahme. Diese muss u. a. die herangezogenen Regeln/ Rechtsgrundlagen, wesentliche Tatsachen, ggf. den Einsatz automatisierter Systeme sowie verfügbare Rechtsbehelfe (interne Beschwerde, außergerichtliche Streitbeilegung, gerichtlicher Rechtsschutz) enthalten.
  • Interner Beschwerdeweg: Online-Plattformen sind verpflichtet, ein kostenloses internes Beschwerdesystem bereitzuhalten. Sie können eine Beschwerde mindestens sechs Monate ab Mitteilung der Entscheidung einlegen (z. B. gegen Content-Entfernung, Funktionsbeschränkung oder Konto-/Dienst-Sperren).
  • Außergerichtliche Streitbeilegung: Zertifizierte OS-Stellen entscheiden grundsätzlich binnen 90 Tagen (in komplexen Fällen verlängerbar auf max. 180 Tage) und ihre Entscheidung ist nicht bindend. Gewinnt der Nutzer, trägt die Plattform die Gebühren der OS-Stelle; der Rechtsweg bleibt jederzeit offen.
  • Aufsicht ansprechen: Je nach Einordnung der Plattform kommen aufsichtsrechtliche Meldungen in Betracht. Ob das sinnvoll ist, hängt vom Einzelfall und der bisherigen Reaktion der Plattform ab.

Vertragsgrundlagen/AGB, Transparenz- und Verhältnismäßigkeitsprüfung

  • Vertragliche Basis: Die Beziehung zwischen Unternehmen und Plattform beruht auf einem Nutzungsvertrag und den jeweils geltenden AGB/Community-Richtlinien. Maßnahmen der Plattform müssen sich an diesen Grundlagen messen lassen.
  • Transparenz: Regeln und Eingriffe sollen klar, vorhersehbar und konsistent sein. Unklare Klauseln und unpräzise Begründungen erschweren eine rechtmäßige Einschränkung.
  • Anhörung und Nachbesserung: Vor dauerhaften Eingriffen sollte dem betroffenen Unternehmen Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden, sofern keine besonderen Risiken entgegenstehen.
  • Verhältnismäßigkeit: Eine Maßnahme darf nicht weiter gehen als nötig. Häufig ist zu prüfen, ob mildere Alternativen (z. B. Funktionsbeschränkungen, Content-Entfernung, Warnungen) in Betracht gekommen wären.
  • Gleichbehandlung: Entscheidungen sollten gleichartig gelagerte Fälle vergleichbar behandeln. Große Abweichungen ohne belastbare Gründe können problematisch sein.

Besonderheiten bei sehr großen Plattformen (prozessuale Anforderungen)

  • Erhöhte Organisationspflichten: Sehr große Plattformen unterliegen strengeren Prozessen, etwa bei internen Prüfungen, beim Risikomanagement und bei Transparenzanforderungen. Für Unternehmen bedeutet dies meist strukturiertere Kommunikationskanäle und dokumentierte Rückmeldungen.
  • Dokumentation und „Statements of Reasons“: In der Praxis sind detailliertere Begründungen und bessere Nachverfolgbarkeit zu erwarten. Das erleichtert es, gezielt zu widersprechen und technische oder rechtliche Missverständnisse auszuräumen.
  • Zeitliche Reaktionsfenster: Bei großen Anbietern bestehen häufig klar definierte Bearbeitungsschritte. Eine frühzeitige, geordnete Einreichung der Argumente erhöht die Chance, dass der Fall zeitnah landet und nicht verzettelt.
  • Schnittstellen für Business-Nutzer: Teilweise stehen Business-Manager, Quality-/Support-Tabs oder dedizierte Ansprechpartner zur Verfügung. Diese Kanäle sollten konsequent genutzt werden, um Tickets nicht zu fragmentieren.

Kurz gesagt: Sie haben Anspruch auf Transparenz, überprüfbare Entscheidungen und wirksame Beschwerdewege. Im Zusammenspiel mit dem deutschen Zivilrecht lassen sich Maßnahmen, die ungenau begründet, unverhältnismäßig oder widersprüchlich sind, oft erfolgreich angreifen – zunächst intern, dann außergerichtlich und bei Bedarf vor Gericht.

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Interner Widerspruch bei der Plattform

So erhöhen Sie die Erfolgsquote: konkreter Sachverhalt, Richtlinienbezug, Nachweise, Verhältnismäßigkeit

  • Kernbotschaft voranstellen: Fassen Sie in zwei bis drei Sätzen zusammen, was geschehen ist, welche Maßnahme Sie betrifft und was Sie konkret beantragen (Wiederherstellung des Kontos bzw. milderes Mittel).
  • Sachverhalt präzise schildern: Kurz, chronologisch, mit Zeitpunkten. Benennen Sie betroffene Inhalte, Anzeigen oder Funktionen mit IDs/URLs, damit der Fall schnell auffindbar ist.
  • Richtlinienbezug herstellen: Zitieren Sie die relevanten Regelüberschriften und erläutern Sie, warum Ihr Verhalten nach deren Sinn und Zweck zulässig erscheint. Wenn es Graubereiche gibt, schlagen Sie mildere Alternativen vor (z. B. Content-Entfernung statt Kontodeaktivierung).
  • Verhältnismäßigkeit ansprechen: Legen Sie dar, weshalb eine dauerhafte Sperre nicht notwendig erscheint (z. B. einmaliges Versehen, sofortige Korrektur, geringe Reichweite des Posts). Bieten Sie Abhilfemaßnahmen an: Schulung des Teams, Anpassung von Workflows, Drosselung von Automationen.
  • Nachweise beifügen: Lizenzen/Einwilligungen (Bild, Musik, Marken), Identitäts- und Unternehmensdokumente, Log- und Ticket-Auszüge, Belege zur Bezahlung/Abrechnung. Je konkreter, desto leichter kann intern verifiziert werden.
  • Ton und Stil: Sachlich, lösungsorientiert, ohne Vorwürfe. Bitten Sie um erneute Prüfung und um eine nachvollziehbare Begründung für die Entscheidung.
  • Klarer Antrag: Primär die vollständige Wiederherstellung beantragen; hilfsweise eine abgestufte Maßnahme (z. B. temporäre Funktionseinschränkung) und die Entfernung nur des konkret beanstandeten Inhalts.

Anhänge/Belege strukturiert einreichen, Eskalation bei fehlender Reaktion

  • Struktur schaffen: Ein Deckblatt mit Kurzüberblick, danach eine Belegliste. Screenshots mit Datum/Uhrzeit, Dateinamen nach Schema „YYYY-MM-DD_Plattform_Inhalt/ID“. Ein einzelnes PDF-Bündel ist für Prüfer häufig praktischer als viele Einzeldateien.
  • Belege passend zuordnen: Jeder Aussage im Text einen Anhang zuweisen (z. B. „Beleg A1: Lizenzvertrag Bild XY“). Markieren Sie relevante Stellen sichtbar.
  • Identitäts- und Unternehmensdaten konsistent halten: Handelsregisterauszug, Markenurkunde, Domain- oder Business-Verifizierung beilegen. Sensible Angaben nur soweit nötig zeigen (Schwärzungen sind oft möglich).
  • Ein Ticket, klare Bezugnahme: Reichen Sie den Widerspruch über den vorgesehenen Kanal ein und antworten Sie anschließend innerhalb desselben Vorgangs. Parallele Tickets erschweren die Zuordnung.
  • Höflich nachfassen: Ein kurzes Update nach angemessener Zeit kann hilfreich sein, idealerweise mit neuem, relevanten Sachstand (z. B. zusätzliche Nachweise, präzisierte Richtlinienauslegung).
  • Eskalationspfade nutzen: Wenn keine Reaktion erfolgt, prüfen Sie die nächste Stufe: Quality-/Support-Bereiche für Business-Nutzer, interne Beschwerdefunktion nach EU-Standards, anschließend eine außergerichtliche Streitbeilegung. In dringlichen Fällen kommt Eilrechtsschutz in Betracht.
  • Wirtschaftliche Auswirkungen plausibel machen: Weisen Sie auf laufende Kampagnen, Shop-Anbindungen oder Serviceeinschränkungen hin. Eine sachlich dargelegte Betroffenheit erhöht häufig die Priorität.

Musteraufbau für Ihren Widerspruch (Kurzform)

  • Betreff: „Widerspruch gegen Kontosperre / Bitte um erneute Prüfung – [Konto-/Seitenname, ID]“
  • Einleitung: Was wurde gesperrt, seit wann, welcher Hinweis wurde angezeigt
  • Sachverhalt: Kurzer Zeitstrahl, betroffene Inhalte/Anzeigen mit IDs/Links
  • Rechtlich/regelbasiert: Bezug zu den einschlägigen Richtlinien, Verhältnismäßigkeit, mögliche mildere Mittel
  • Maßnahmen: Bereits erfolgte Korrekturen (z. B. Entfernen des Assets), künftige Compliance-Schritte
  • Antrag: Wiederherstellung; hilfsweise abgestufte Maßnahme, Bitte um begründete Entscheidung
  • Anlagen: Geordnete Liste der Belege

Widerspruchs-Quick-Check

  • Sachverhalt kurz, prüffähig, mit IDs/Links
  • Richtlinienbezug nachvollziehbar, nicht pauschal
  • Verhältnismäßigkeit überzeugend begründet
  • Belege vollständig, sauber beschriftet
  • Ein Ticket, konsistente Kommunikation, höfliche Follow-ups

Interne Beschwerde → außergerichtliche Streitbeilegung → ggf. Aufsicht informieren

  • Interne Beschwerde (Startpunkt): Ziel ist eine schnelle, sachkundige Zweitprüfung. Sie verweisen auf den Sperrhinweis, Statement of Reasons und die betroffenen Inhalte mit IDs/Links. Bitten Sie um eine menschliche Neubewertung und schlagen Sie – falls passend – mildere Mittel vor (z. B. Content-Entfernung statt Kontodeaktivierung).
  • Außergerichtliche Streitbeilegung (OS): Wenn intern keine Abhilfe erfolgt oder die Begründung unklar bleibt, kann eine anerkannte Streitbeilegungsstelle eingeschaltet werden. Diese Verfahren sind nicht gerichtsförmig, zielen aber auf eine zügige, sachkundige Einigung. Ergebnisse binden die Parteien rechtlich nicht, werden in der Praxis jedoch ernst genommen. Der Weg zu Gericht bleibt jederzeit offen.

Wann welcher Schritt sinnvoll ist und wie Sie Begründungen aufbauen

  • Klarer Fehlalarm, hoher Zeitdruck: Interne Beschwerde sofort mit vollständiger Dokumentation einreichen; parallel prüfen, ob Eilrechtsschutz in Betracht kommt.
  • Identitäts-/Alters- oder Zahlungsprüfung: Interne Beschwerde mit präzisen Nachweisen (Ausweis, Handelsregisterauszug, Zahlungsbelege). OS ist hier meist entbehrlich, solange die Plattform prüft.
  • Inhaltsbezogener Konflikt (z. B. Urheber-, Marken-, Community-Policy): Interne Beschwerde mit Regelbezug und Verhältnismäßigkeit. Wenn intern festgefahren, kann OS helfen, eine neutralere Bewertung zu erreichen.
  • Wiederholte oder inkonsistente Maßnahmen: Neben der internen Beschwerde Aufsicht erwägen, vor allem wenn Statements fehlen oder offensichtlich inkonsistent sind.
  • Sehr große Plattform, spürbare Marktverflechtungen: In der Begründung die erhöhten Organisations- und Transparenzpflichten betonen. Das erhöht die Erwartung an nachvollziehbare Antworten und prüffähige Belege.

So bauen Sie eine überzeugende Begründung

  • Faktenbasis: Kurz und chronologisch. Was wurde gesperrt, seit wann, welche Hinweise? IDs/Links nennen, relevante Screenshots anfügen.
  • Regelbezug: Auf die konkrete Regelüberschrift und deren Schutzzweck eingehen. Warum erfüllt Ihr Inhalt diesen Zweck, statt ihn zu verletzen?
  • Verhältnismäßigkeit: Darlegen, warum eine dauerhafte Sperre über das Ziel hinausschießt. Mildere Mittel aktiv anbieten (z. B. Entfernen eines einzelnen Posts, Einschränkung auf Zeit, Anpassung von Workflows).
  • Nachweise: Lizenzen, Einwilligungen, Identitäts- und Unternehmensdokumente, Log-Events, Abrechnungsbelege, interne Compliance-Maßnahmen. Alles geordnet und eindeutig referenziert.
  • Antrag: Primär Wiederherstellung; hilfsweise abgestufte Maßnahme. Bitte um präzise, nachvollziehbare Begründung der erneuten Entscheidung.

Taktische Hinweise für OS- und Aufsichtsbeschwerden

  • Dossier-Qualität entscheidet: Ein vollständiges, sauber nummeriertes Bündel (Sachverhalt, Regelbezug, Belege) erhöht die Erfolgschance spürbar.
  • Neutraler Ton: Keine Vorwürfe, lösungsorientiert. Ziel ist, dem Prüfer die korrekte Entscheidung einfach zu machen.
  • Wirtschaftliche Betroffenheit belegen: Auswirkungen auf Kampagnen, Shop, Support knapp und prüfbar schildern.
  • Parallelität mit Augenmaß: OS- oder Aufsichtsbeschwerde nicht als „Druckmittel“ ohne Substanz einsetzen. Besser: interne Beschwerde sauber führen, dann eskalieren, wenn keine tragfähige Reaktion erfolgt.
  • Gericht bleibt Option: Gerade bei akuter Gefährdung (z. B. Produkt-Launch, Kampagnenfenster) Eilrechtsschutz prüfen. OS und Aufsichtsbeschwerde schließen das nicht aus.

Quick-Check für Ihren DSA-Weg

  • Interne Beschwerde eingereicht, Ticket-ID notiert
  • Statement of Reasons gesichert oder angefordert
  • Belege vollständig, IDs/Links konsistent
  • Verhältnismäßigkeit begründet, milde Mittel angeboten
  • Bei Stillstand: OS vorbereitet; bei Systematik: Aufsicht erwägen
  • Bei Dringlichkeit: Eilrechtsschutz parallel prüfen

Mit dieser Struktur navigieren Sie das DSA-Beschwerdesystem zielgerichtet und belastbar – zunächst intern, dann außergerichtlich und, wenn nötig, mit aufsichtsrechtlicher oder gerichtlicher Unterstützung.

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Gerichtlicher Rechtsschutz

Einstweilige Verfügung bei Dringlichkeit vs. Klage im Hauptsacheverfahren

  • Einstweilige Verfügung (EV): Sinnvoll, wenn die Sperre akut geschäftliche Nachteile verursacht (laufende Kampagnen, Shop-Anbindung, Support-Kanäle). Ziel ist eine schnelle Übergangslösung – etwa die vorläufige Wiederherstellung des Zugangs oder die Unterlassung bestimmter Maßnahmen. Erforderlich sind ein Anspruch (z. B. vertraglicher Wiederherstellungsanspruch) und ein Verfügungsgrund (Eilbedürftigkeit). Die Erfolgschancen steigen, wenn Sie den Sachverhalt glaubhaft machen (Screenshots, Tickets, Umsatz- und Reichweitenwirkung).
  • Hauptsacheverfahren: Dient der dauerhaften Klärung. Hier können neben der Wiederherstellung auch Folgenfragen (künftiger Umgang, Vertragsauslegung, ggf. Schadensersatz) verhandelt werden. Das Verfahren ist gründlicher, dauert aber länger. Häufig wird parallel zur EV eine Hauptsache vorbereitet, um die Position abzusichern.

Zuständigkeiten, Eilbedürftigkeit, Abwägung von Unternehmensinteressen und Plattformregeln

  • Zuständigkeit: Regelmäßig sind die Zivilgerichte zuständig. Örtlich kommen je nach Konstellation u. a. der Sitz der Plattform, der Ort der Wirkung der Sperre oder vereinbarte Gerichtsstände in Betracht. Bei grenzüberschreitenden Fällen prüfen Sie zusätzlich Rechtswahl- und Zuständigkeitsklauseln.
  • Eilbedürftigkeit: Zügiges Handeln ist zentral. Längeres Zuwarten kann den Eilcharakter entkräften. Dokumentieren Sie früh, welche wirtschaftlichen Effekte die Sperre hat (Kampagnenstopps, Umsatzknicke, Supportausfälle) und warum eine spätere Entscheidung nicht ausreicht.
  • Abwägung: Gerichte stellen auf Vertrag, AGB-Transparenz, Anhörung und Verhältnismäßigkeit ab. Maßgeblich ist, ob milde Mittel (Content-Entfernung, temporäre Einschränkungen) ausreichend gewesen wären. Bei sehr großen Plattformen spielen organisatorische Pflichten und die Bedeutung des Accounts für die Unternehmenskommunikation häufig eine Rolle. Eine sachlich belegte Betroffenheit kann die Abwägung zugunsten einer Reaktivierung beeinflussen.

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Beweisführung und Dokumentation

Screenshots, Log-/Security-Events, Team-Kommunikation, Tickets/Supportverlauf

  • Screenshots vollständig erfassen: Sperrhinweise in App und Browser vollflächig sichern (Profil/URL, Uhrzeit, Datum, Zeitzone). Wenn mehrere Ansichten existieren (Startbildschirm, Detail, „Konto-Status“/„Quality“-Tab), jede Ansicht dokumentieren.
  • Originalnachrichten konservieren: E-Mails mit vollständigen Kopfzeilen (eml/msg) sichern, Ticketbestätigungen und automatische Antworten exportieren. Keine Weiterleitungen als einziges Belegstück verwenden.
  • Log-/Security-Events sammeln: Login-Versuche, IP-Regionen, Gerätewechsel, 2-FA-Ereignisse, Token-Rotationen, API-Fehler. Notieren Sie Zeitpunkt, Account, Aktion, Quelle.
  • Team-Kommunikation kuratieren: Relevante Slack/Teams/E-Mail-Verläufe exportieren (Entstehung, Freigabe, Posting, Reaktion). Chronologisch ablegen, interne Bewertungen klar von Fakten trennen.
  • Supportverlauf bündeln: Ein zentrales Dossier mit Ticket-IDs, Ansprechpartnern, Reaktionszeiten, Rückfragen der Plattform. Doppeldokumentation vermeiden; stets auf ein Ticket referenzieren.
  • Integrität sichern: Dateien schreibgeschützt ablegen, sinnvolle Dateinamen („YYYY-MM-DD_Plattform_Vorgang“), optional Prüfsummen (z. B. SHA-256) notieren.
  • Datensparsamkeit beachten: Personenbezogene Daten nur, soweit erforderlich. Sensibles bei Bedarf schwärzen und eine ungeschwärzte Arbeitsversion getrennt verwahren.

„Statement of Reasons“ sichern und analysieren

  • Vollständige Sicherung: Text, Anhänge und Verlinkungen als PDF/HTML sichern; falls nur in-App sichtbar, Screenshots mit Kontext erstellen.
  • Kernelemente herausarbeiten:
    • Maßnahme: Content-Removal, Funktionsbeschränkung oder Kontodeaktivierung?
    • Bezug: Welche Regelüberschrift oder Policy-Kategorie wird genannt?
    • Gegenstand: Konkreter Inhalt/ID/URL benannt oder nur pauschal?
    • Dauer & Fristen: Temporär, permanent, „Review“-Fenster, Widerspruchsfrist.
    • Rechtsbehelf: Interne Beschwerde, außergerichtliche Streitbeilegung, weitere Schritte.
  • Plausibilität prüfen: Passt der Vorwurf zum tatsächlich betroffenen Inhalt? Gibt es mildere Mittel, die nahelagen (z. B. nur Content entfernen statt Konto sperren)?
  • Lückenliste erstellen: Unklare Regelstelle, fehlende IDs, unbestimmte Dauer, keine Frist, keine Alternativen – diese Punkte gezielt abfragen.
  • Argumentationsbausteine formulieren: Verhältnismäßigkeit, Transparenz, Gleichbehandlung und angebotene Abhilfemaßnahmen (Lizenzen, Entfernen, Workflow-Anpassung) kurz und prüffähig vorbereiten.

Versionierung der Inhalte und Richtlinienstände

  • Content-Versionen führen: Für Posts/Ads je eine Originalversion (Assets, Texte, Metadaten) und eine veröffentlichte Version (Zeitpunkt, Zielgruppe, Plattform-ID) ablegen. Änderungen mit Zeitstempel dokumentieren.
  • Lizenz- und Rechtekette anhängen: Verträge, Einwilligungen, Marken-/Musiklizenzen direkt beim jeweiligen Asset in der Ablage verknüpfen.
  • Richtlinienstände archivieren: Zum Veröffentlichungszeitpunkt relevante Policy-Fassung als PDF sichern (Überschrift, Stand-Datum). So lässt sich später belegen, welche Regeln tatsächlich galten.
  • Änderungsprotokoll („Audit Trail“) pflegen: Wer hat wann was freigegeben, geplant, gepostet oder gelöscht? Kurzlog mit Akteur, Aktion, System, Zeit.
  • Tool-/API-Konfiguration versionieren: Berechtigungsscope, App-IDs, Webhooks, Conversions/API-Settings, Pixel/SDK-Status mit Datum festhalten.
  • Ordnerstruktur mit Belegmatrix: Ein Hauptordner pro Vorgang (z. B. „2025-10-26_Plattform_X“), Unterordner für Screenshots, E-Mails/Tickets, Logs, Inhalte/Assets, Richtlinien. Eine Belegmatrix verknüpft Aussagen in Ihrem Widerspruch mit den jeweiligen Dateien.

Praxis-Quick-Check

  • Sperrhinweis, E-Mails (inkl. Kopfzeilen), Ticket-IDs gesichert
  • „Statement of Reasons“ vollständig, Kernelemente extrahiert, Lückenliste erstellt
  • Chronologie der letzten 72 Stunden mit Inhalten/Änderungen/Logins
  • Content-, Lizenz- und Policy-Versionen abgelegt
  • Zentrales Dossier mit Belegmatrix und prüffähigen Dateinamen vorhanden

Eine lückenlose, prüffähige Dokumentation entscheidet oft darüber, wie schnell und wie gründlich intern, außergerichtlich oder gerichtlich geprüft wird. Wer Fakten, Fristen und Belege sauber ordnet, stärkt die eigene Position spürbar.

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Plattform-Besonderheiten (kompakt & praxisnah) – mit Direktlinks

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Praxis-Checkliste

Kompakter Ablaufplan von Tag 1 bis zur Entsperrung

  • Tag 1 – Stunde 0–2: Sichern & Stabilisieren
    • Beweise sichern: Sperrhinweis, „Konto-Status“/„Account Quality“, E-Mails (mit Kopfzeilen), Ticket-IDs, „Statement of Reasons“.
    • Zugriffe stabilisieren: Admin-/Backup-Admins prüfen, 2-FA bestätigen, Passwörter/Tokens rotieren, verdächtige Sitzungen abmelden.
    • Zahlungs-/Commerce-Status checken: Offene Beträge, Kartenablauf, Katalog-/Shop-Status.
    • Kommunikation vorbereiten: Kurzer Hinweistext für Website/Newsletter/Ausweichkanäle.
  • Tag 1 – Stunde 2–6: Ursachenbild & Widerspruchsvorbereitung
    • Chronologie erstellen (letzte 72 Stunden): Inhalte/Ads/Tool-Deployments/Logins.
    • Richtlinienbezug klären: Welche Policy-Kategorie ist genannt? Gibt es mildere Alternativen zum Komplettentzug?
    • Belege sammeln: Lizenzen, Einwilligungen, Marken-/Unternehmensnachweise, Zahlungsbelege, Log-/Security-Events.
    • Argumentationsgerüst: Sachverhalt kurz, Verhältnismäßigkeit, angebotene Abhilfemaßnahmen (z. B. Entfernen eines Posts, Workflow-Anpassungen).
  • Tag 1 – Ende: Interner Widerspruch einreichen
    • Ein Ticket, klare Struktur: Kurzüberblick, Regelbezug, Antrag (Reaktivierung; hilfsweise abgestufte Maßnahme), Belegliste.
    • Dateien geordnet bündeln: Ein PDF-Bündel oder sauber benannte Anlagen.
    • Follow-up setzen: Erinnerungsvermerk (z. B. 24–72 Std.) für höfliche Nachfrage.
  • Tag 2–3: Nachfassen & OS-Vorbereitung
    • Höflich nachfassen mit Ticket-ID und ggf. zusätzlichen Belegen.
    • Außergerichtliche Streitbeilegung in Betracht ziehen, wenn intern kein Fortschritt erkennbar ist.
    • Aufsicht nur erwägen, wenn Hinweise auf strukturelle Defizite vorliegen (z. B. fehlende Begründung trotz Nachfrage).
  • Tag 3–5: Rechtsschutz-Assessment
    • Eilrechtsschutz prüfen, wenn wirtschaftliche Nachteile spürbar sind und keine zeitnahe Reaktion erfolgt.
    • Hauptsache vorbereiten, falls eine längerfristige Klärung sinnvoll erscheint.
  • Bis zur Entsperrung: Kommunikation & Risikosteuerung
    • Ausweichkanäle aktivieren, Kontakte bündeln, Ads-Budgets vorsichtig umschichten.
    • Monitoring von Traffic/Leads/Shop und Support-Backlog, um Engpässe früh zu erkennen.
    • Dossier aktuell halten: Jede Reaktion, jede Maßnahme kurz dokumentieren.
  • Nach der Entsperrung: Härtung & Prävention
    • Ursachenanalyse abschließen, interne Prozesse nachschärfen (Freigaben, Rollen, Tool-Scopes).
    • Policy-Training für das Team, Checklisten in den Workflow integrieren.
    • Backups & Portabilität pflegen (Assets, Follower-Kontaktpunkte, redundante Kanäle).

Dokumentenliste (für Widerspruch, OS und ggf. Gericht)

  • Kernnachweise
    • Sperrhinweis (App/Web), „Statement of Reasons“ (vollständig), Ticket-IDs, E-Mails mit Kopfzeilen.
    • Chronologie 72 Std.: Veröffentlichungen, Ads-Anpassungen, Tool-Deployments, Logins.
    • Richtlinienstände (PDF der Policy zum Veröffentlichungszeitpunkt).
    • Inhalts-/Asset-Versionen (Texte, Medien, Metadaten, Ziel-URLs) inkl. Zeitstempel.
  • Rechts-/Identitätsbelege
    • Lizenzen/Einwilligungen (Bild, Musik, Marken), Markenurkunden.
    • Unternehmens-/Identitätsnachweise (Handelsregister, Domain-/Business-Verifizierung).
    • Agentur-/Dienstleisterverträge (Zugriffsrahmen, Freigabeprozesse).
  • Technik & Sicherheit
    • Log-/Security-Events (IP-Regionen, Gerätewechsel, 2-FA-Ereignisse, Token-Rotation).
    • Tool-/API-Konfiguration (Scopes, App-IDs, Webhooks, Pixel/SDK/Conversions API).
    • Rollen-/Rechtematrix, On-/Offboarding-Nachweise.
  • Wirtschaftliche Betroffenheit
    • Kampagnenbudgets, Reichweiten-/Umsatzindikatoren, Support-Backlog (kurz, prüfbar).
    • Commerce-/Katalog-Status, abgelehnte Produkte, Zahlungsprofil-Historie.
  • Argumentationsbausteine
    • Verhältnismäßigkeit (mildere Mittel angeboten), Gleichbehandlung (Vergleichsfälle, soweit vorhanden).
    • Abhilfemaßnahmen (bereits umgesetzt oder verbindlich geplant).
  • Belegmatrix (kurze Tabelle): Aussage ↔ Dateiname/Anlage.

Go/No-Go-Leitplanken für Eskalation

  • Go: Keine substanzielle Antwort innerhalb eines angemessenen Fensters; klare Lücken im „Statement of Reasons“; erhebliche wirtschaftliche Betroffenheit; angebotene milde Mittel unberücksichtigt.
  • No-Go: Unvollständige Belege; ungeklärte interne Ursachen; parallele, widersprüchliche Tickets.

Mini-Check für die Tasche

  • Beweise gesichert, Zugriffe stabil, Chronologie steht
  • Widerspruch eingereicht, Ticket-ID notiert, Follow-up terminiert
  • OS-Dossier vorbereitet; Aufsicht nur bei geeigneter Konstellation
  • Rechtsschutz geprüft, Kommunikations- und Budgetmaßnahmen aktiv
  • Präventionsplan in Arbeit (Rollen, Workflows, Backups)

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So unterstützen wir Sie

Schnelle außergerichtliche Intervention, gerichtlicher Eilrechtsschutz

  • Sofort-Analyse & Strategie-Call: Wir strukturieren den Sachverhalt, priorisieren Maßnahmen und definieren den Eskalationspfad – fokussiert auf eine zügige Reaktivierung.
  • Widerspruchspaket an die Plattform: Präzise Darstellung des Falls mit Regelbezug, Verhältnismäßigkeitsargumenten und Belegen (Lizenzen, Identitäts- und Unternehmensnachweise, Logs).
  • Qualitäts-/Support-Kanäle nutzen: Einreichung über Account Quality, Business-Manager oder dedizierte Business-Schnittstellen; konsistente Kommunikation in einem Ticket.
  • Außergerichtliche Streitbeilegung (OS): Auswahl einer anerkannten Stelle, Aufbereitung eines prüffähigen Dossiers und Begleitung bis zur Entscheidung.
  • Aufsichtliche Eingaben: Wo angezeigt, bereiten wir eine sachlich fundierte Eingabe vor (insbesondere bei wiederholten, schlecht begründeten Maßnahmen).
  • Eilrechtsschutz (EV): Wenn Dringlichkeit besteht, beantragen wir eine einstweilige Verfügung und bereiten parallel die Hauptsache vor.
  • Beweis- und Dokumentationsmanagement: Aufbau einer Belegmatrix, Versionierung von Inhalten/Policies, saubere Chronologie – damit Entscheidungen nachvollziehbar werden.

Begleitung im DSA-Verfahren, Strategie für Kommunikation & Prävention

  • DSA-konforme Beschwerdeführung: Strukturierung der internen Beschwerde, OS-Verfahren und – sofern sinnvoll – aufsichtliche Schritte, jeweils mit klaren Anträgen und milden Alternativen.
  • Kommunikationsleitlinien & Krisen-PR: Entwürfe für Website/Newsletter/Support, Stakeholder-Mapping, Tonalität und Taktung von Updates; Nutzung von Ausweichkanälen.
  • Ads-/Commerce-Stabilisierung: Prüfung von Werbekonten, Katalogen, Zahlungsprofilen, temporäre Budgetsteuerung und Fallback-Reporting.
  • Security & Zugriffsstruktur: Rollen-/Rechtematrix, Backup-Admins, 2-FA, Token-Rotation, On-/Offboarding; Dokumentation der technischen Abhilfemaßnahmen.
  • Policy- und Content-Compliance: Review Ihrer Workflows, Freigabeprozesse, Lizenzketten, Asset-Management; Checklisten für Posts, Stories, Reels, Ads.
  • Playbooks & Trainings: Team-Schulungen, Incident-Playbook (Tag-1 bis Entsperrung), Mustertexte für Widersprüche, Vorlagen für Beleglisten.
  • Risikoreduktion langfristig: Monitoring von Richtlinienständen, Audit von Dritt-Tools/APIs, Portabilität von Inhalten und Community-Kontakten, Backup-Strategie für Szenarien mit hoher Zeitkritik.

Wenn Ihr Account gesperrt ist oder eine Einschränkung droht, übernehmen wir die schnelle Koordination, bereiten prüffähige Unterlagen vor und führen Sie durch Widerspruch, OS und – wenn nötig – Eilrechtsschutz. So steigern Sie die Chancen auf eine zügige Reaktivierung und reduzieren zukünftige Risiken.

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