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Amazon & ElektroG: WEEE-Nummer richtig nutzen & Sperrung vermeiden

| Rechtsanwalt Frank Weiß

Plötzliche Produktsperrungen bei Amazon & das Rätsel WEEE

Für viele Amazon-Händler kam es einem Albtraum gleich:

Über Nacht wurden Produkte gesperrt, Umsätze brachen ein, Kundenbewertungen verschwanden. Der Grund? Eine fehlende oder fehlerhafte WEEE-Registrierungsnummer. Seit dem 1. Juli 2023 ist die Registrierungspflicht nach dem Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) auf Online-Marktplätze wie Amazon ausgeweitet worden. Amazon selbst sperrt seither automatisch alle ASINs (Produktlistings), für die keine oder keine korrekte WEEE-Reg.-Nummer vorliegt – selbst wenn das Produkt eigentlich korrekt registriert ist.

Dieser Beitrag zeigt, was hinter der Regelung steckt, welche rechtlichen Grundlagen bestehen, was Händler jetzt tun müssen – und welche fatalen Folgen eine Nichtbeachtung haben kann.

Was ist das ElektroG?

Das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) ist die deutsche Umsetzung der europäischen WEEE-Richtlinie (Waste of Electrical and Electronic Equipment Directive). Ziel ist es,

  • die Auswirkungen von Elektrogeräten auf die Umwelt zu minimieren,
  • Elektroschrott zu reduzieren und
  • die Wiederverwertung von Ressourcen zu fördern.

Kernbestandteil des Gesetzes ist die sogenannte erweiterte Herstellerverantwortung (EPR). Diese verpflichtet Hersteller dazu, für die komplette Lebensdauer ihrer Produkte Verantwortung zu übernehmen – also auch für die Rücknahme und Entsorgung nach der Nutzungsdauer.

WEEE-Nummer & Registrierungspflicht: Die rechtlichen Grundlagen

Die rechtliche Pflicht zur Registrierung ergibt sich aus § 6 ElektroG:

„Bevor ein Hersteller Elektro- oder Elektronikgeräte in Verkehr bringt, ist er oder im Fall der Bevollmächtigung [...] sein Bevollmächtigter verpflichtet, sich bei der zuständigen Behörde mit der Geräteart und Marke registrieren zu lassen."

Wichtig: Der Begriff "Hersteller" wird dabei weit gefasst:

  • Hersteller im klassischen Sinne,
  • Importeure,
  • Private Label Anbieter,
  • und Händler, die Produkte erstmals in Deutschland verkaufen.

Sobald ein Produkt nicht registriert ist, unterliegt es einem Vertriebsverbot. Wer es trotzdem verkauft, begeht einen Gesetzesverstoß und kann mit Abmahnungen oder Bußgeldern belangt werden.

Die Rolle von Amazon: Strenge Umsetzung und Produktsperrungen

Amazon hat sich aufgrund seiner eigenen Haftungspflichten dazu entschieden, die Registrierungspflichten besonders streng umzusetzen. Seit dem 1. Juli 2023 sperrt Amazon automatisch Produktangebote, wenn für die jeweilige ASIN keine gültige WEEE-Reg.-Nummer hinterlegt wurde. Dabei gilt:

  • Auch wenn ein Produkt korrekt registriert ist: Ohne Eingabe der richtigen Nummer sperrt Amazon trotzdem.
  • Amazon prüft nicht selbst, ob eine Registrierung vorliegt, sondern verlässt sich auf die Angaben des Verkäufers.

Folge: Eine fehlende oder falsch zugeordnete WEEE-Nummer führt zu sofortigen Angebots-Sanktionen und kann langfristig sogar zur Kontosperrung führen.

Das Register der Stiftung EAR: Überwachung & Einblick

Die Stiftung EAR (Elektro-Altgeräte Register) ist die zuständige Behörde für die Umsetzung des ElektroG. Sie:

  • vergibt die WEEE-Reg.-Nummern,
  • führt ein öffentlich einsehbares Herstellerregister,
  • überwacht die Einhaltung der Registrierungspflichten,
  • kann Bußgelder verhängen.

Im EAR-Register sind neben der Registrierungsnummer auch:

  • Marke,
  • Gerätekategorie,
  • Bevollmächtigter,
  • und weitere Daten öffentlich einsehbar.

Was müssen Amazon-Händler konkret tun?

Um keine Produktsperren oder gar Abmahnungen zu riskieren, sollten Amazon-Händler folgende Schritte beherzigen:

1. Registrierungspflicht klären

  • Bin ich Hersteller im Sinne des ElektroG?
  • Importiere ich Produkte?
  • Verkaufe ich unter eigener Marke?

2. WEEE-Registrierung beantragen

  • Bei der Stiftung EAR mit Marke und Geräteart registrieren lassen
  • Ggf. Bevollmächtigten für Deutschland bestellen (bei Sitz im Ausland)

3. WEEE-Nummer auf Amazon eintragen

  • Im Seller Central unter Produkt-Compliance > Erweiterte Herstellerverantwortung für jede betroffene ASIN die richtige Nummer eintragen

4. Richtigkeit sicherstellen

  • Die hinterlegte Marke bei Amazon muss exakt der bei EAR registrierten entsprechen
  • Die Geräteart muss korrekt zugeordnet sein

5. Regelmäßige Kontrolle

  • EAR-Register und Amazon Seller Central sollten laufend aktualisiert und überprüft werden

Typische Fehler und ihre Folgen

Häufige Fehler:

  • Eintragung einer falschen WEEE-Nummer
  • Verwendung einer nicht zum Produkt passenden Gerätekategorie
  • Verzicht auf die Registrierung durch Annahme, dass der Hersteller registriert ist

Folgen:

  • Sperrung einzelner ASINs
  • Wettbewerbsrechtliche Abmahnungen
  • Bußgelder bis zu 100.000 Euro
  • Kontosperrungen bei wiederholten Verstößen

Warum das alles? Der Umweltgedanke hinter dem Gesetz

Die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) ist ein umweltpolitisches Konzept. Ziel ist es,

  • die Produzenten zur Herstellung umweltfreundlicherer Produkte zu motivieren,
  • die Abfallmenge zu reduzieren,
  • das Recycling zu fördern.

Wer ein Elektrogerät verkauft, soll auch für dessen Entsorgung verantwortlich sein. Das ist das Leitbild hinter dem ElektroG.

Fazit: Jetzt handeln und Sanktionen vermeiden

Amazon-Händler stehen unter enormem Druck: Wer Elektro- oder Elektronikprodukte anbietet, muss sich mit dem ElektroG auseinandersetzen und korrekt handeln. Andernfalls drohen nicht nur Produktsperren, sondern auch rechtliche und wirtschaftliche Konsequenzen.

Unsere Empfehlung:

  • Prüfen Sie Ihre Produktpalette auf ElektroG-relevante Artikel
  • Registrieren Sie sich bei der Stiftung EAR
  • Hinterlegen Sie Ihre WEEE-Nummern im Seller Central korrekt
  • Ziehen Sie rechtlichen Rat hinzu, wenn Unsicherheiten bestehen

Denn nur wer gesetzeskonform handelt, bleibt langfristig wettbewerbsfähig auf Amazon.

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